Politik

Dutzende Tote nach Anschlägen im Irak

Bei der schlimmsten Anschlagsserie seit zwei Monaten im Irak sind am Montag mindestens 60 Menschen getötet worden. Mehr als 100 weitere wurden verletzt, wie Polizisten und Krankenhausärzte mitteilten. In gut einem halben Dutzend Städten schlugen Terroristen mitten im Fastenmonat Ramadan zu. Die Anschläge richteten sich nicht gegen eine einzelne Bevölkerungsgruppe, sondern trafen Schiiten, Sunniten und auch Kurden. Allein in der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadt Kut südöstlich von Bagdad habe es mindestens 37 Todesopfer gegeben, teilten Behörden am Montag mit.

Ermittler vermuten nach eigenen Angaben Verbündete der El Kaida hinter den Taten. Die Anschläge wurden mit Selbstmordattentätern und Autobomben begangen und waren offensichtlich abgestimmt.

Bei dem folgenschwersten Anschlag in Kut explodierte noch vor Tagesanbruch vor der Al-Batur-Geburtsklinik ein Sprengsatz. Als dann nach der Explosion Helfer und Schaulustige zusammenliefen, detonierte eine zweite Bombe, die in einem Auto versteckt worden war.

Attentäter mit Sprengstoffgürtel

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Im Zentrum der schiitischen Pilgerstadt Najaf starben vier Zivilisten, als kurz hintereinander zwei Sprengsätze detonierten. 20 Menschen wurden nach Auskunft der Polizei verletzt. Aus der Nachbarstadt Kerbala wurden sieben Tote und 20 Verletzte gemeldet. Augenzeugen berichteten, vor einem Justizgebäude sei eine Bombe explodiert. In der nördlichen Stadt Kirkuk kam durch einen Sprengstoffanschlag auf einem Markt ein Mensch ums Leben, elf Zivilisten wurden verletzt.

In der nördlichen Stadt Tikrit drangen am frühen Morgen drei Terroristen in den normalerweise streng abgeriegelten Palastkomplex des früheren Präsidenten Saddam Hussein ein. Sie töteten zwei Polizisten und den Chef einer Anti-Terror-Einheit, zehn weitere Polizisten wurden verletzt.

Ein Polizeisprecher erklärte, einer der Angreifer habe sich mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft gesprengt. Ein zweiter Attentäter, der den Angaben zufolge ebenfalls einen Gürtel mit Sprengstoff trug, wurde von einem Wachtrupp erschossen. Der dritte Terrorist sei entkommen. Unklar blieb zunächst, wie die Angreifer in den Palastkomplex gelangen konnten.

In der Provinz Diyala wurden bei einem Autobombenanschlag der Polizei zufolge mindestens acht Menschen getötet. Zudem habe es 14 Verletzte gegeben. Ein Attentäter habe ein Auto, in dem sich eine Bombe befand, in ein öffentliches Gebäude gesteuert. Der Vorfall ereignete sich in Khan Bani Saad rund 30 Kilometer nordöstlich von Bagdad. In der Stadt Baquba, die ebenfalls in der Provinz Diyala liegt, ordnete die Polizei aus Angst vor weiteren Anschlägen die Räumung eines Regierungsgebäudes an. Es habe Geheimdienstinformationen gegeben, die auf einen Anschlag dort hindeuteten, hieß es in Polizeikreisen. In Ramadi starben unterdessen zwei Polizisten bei einem Sprengstoffanschlag.

Gefahr nach wie vor nicht gebannt

Angesicht der dramatischen Lage etwa in Libyen oder Syrien war der Irak-Konflikt zuletzt etwas aus dem Blickfeld gerückt. Das Land gehört zu den gefährlichsten der Welt. Seit einer Welle der Gewalt in den Jahren 2006 und 2007 ist die Zahl der Anschläge deutlich zurückgegangen. Aufständische attackieren in letzter Zeit aber zunehmend einheimische Sicherheitskräfte.

Die USA waren 2003 mit 130.000 Mann in den Irak einmarschiert. Zeitweise befanden sich bis zu 170.000 US-Soldaten in dem Land. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama zieht sich das US-Militär nach und nach aus dem Irak zurück. Derzeit stehen noch 44.000 Mann im Zweistromland. Noch unklar ist, ob nach der Jahreswende eine kleinere Zahl von US-Soldaten im Irak zurückbleiben soll.