Politik

Die wichtigsten Player in Ägypten

Gegen ihn und den von ihm geführten Militärrat richtet sich derzeit der Zorn der protestierenden Ägypter - Mohamed Hussein Tantawi (76). Der Feldmarschall ist seit dem Sturz von Diktator Mubarak, dem Tantawi jahrzehntelang treu gedient hatte, der mächtigste Mann Ägyptens. Der nubische Karriere-Offizier tritt selten in der Öffentlichkeit auf. In seiner Hand liegt nahezu die gesamte Entscheidungsgewalt über das Land. Seine Macht werden der Militärrat und wohl auch Tantawi erst frühestens abgeben, sobald ein neuer Präsident gewählt ist - was sich noch bis 2013 hinziehen könnte.

Unter den fast 50 Parteien, die nun um die Macht im zu wählenden Parlament kämpfen, haben sich mehrere Blöcke herauskristallisiert. Den größten Erfolg dürften die Muslimbrüder einfahren, sie rechnen mit bis zu 35 Prozent der Stimmen. Geführt werden sie vom 67-jährigen studierten Tierarzt Mohamed Badie, der einen gemäßigt islamistischen Kurs vertritt und als Pragmatiker gilt. Für seinen Einsatz für die Muslimbrüder saß Badie jahrelang im Gefängnis.

Salafisten, Säkulare und Linke

Ihren größten politischen Gegner haben die Muslimbrüder im Block der aus mehreren Parteien bestehen-den Islamischen Allianz (Salafisten). Sie vertreten radikal-islamische Ziele, fordern die Scharia - bis hin zur Einführung eines Alkoholverbotes für Touristen. Auf einem Plakat der radikalen Nour-Partei wurde vor Kurzem das Bild einer Kandidatin durch ein Foto von einer Blume ersetzt.

Im Ägyptischen Block wiederum sammeln sich viele säkulare Parteien, wovon die vom Multimilliardär Naguib Sawiris (56) angeführte "Freie Ägyptische Partei" eine der größten werden könnte. Der Telekom-Magnat, ein koptischer Christ, gründete seine rechts-liberale Partei im Sommer. Nach dem Geschmack vieler Ägypter aber haftet der Parteiführung der Geruch an, mit dem früheren Mubarak-Regime viel zu eng in Verbindung gestanden zu sein. Dennoch gehört dem Ägyptischen Block auch die sozialdemokratische Partei an.

Im Die-Revolution-geht-weiter-Block schließlich sind viele kleine linke und liberale Parteien versammelt. Diese wiederum distanzieren sich radikal von den zehn neuen Parteien, die von früheren Mubarak-Günstlingen, zumeist millionenschwere Bauunternehmer, gegründet wurden. Sie alle waren früher Mitglieder der (heute verbotenen) Staatspartei NDP und saßen schon in der Mubarak-Ära im weitgehend rechtlosen Parlament oder in einem Ministersessel.

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