Der 35-Stunden-Traum
Von Maria Kern
Nur 34 oder 35 Stunden pro Woche zu arbeiten, ohne Lohnverlust – das würden sich wohl viele wünschen. Der Traum von mehr Freizeit und weniger Stress wird für die meisten Arbeitnehmer aber nicht Wirklichkeit werden. Denn die Rechnung – weniger Stunden für den Einzelnen bringen mehr Jobs für alle – geht nicht auf. Dafür sind die Lohnnebenkosten in Österreich zu hoch. Und für Lohnsubventionen ist das Loch in der Staatskasse zu groß. Das erfolgreiche Voest-Modell wird die Ausnahme bleiben. Beim Hochofen zu stehen, ist freilich auch nicht die Regel.
Was hingegen Regel werden sollte, ist ein Rechtsanspruch auf Altersteilzeit. 40 Stunden sind für einen 30-Jährigen gut verkraftbar, für viele 60-Jährige aber sicher nicht. Man denke nur an Bauarbeiter, Pflegekräfte oder diejenigen, die bei brütender Hitze und eisiger Kälte überfüllte Mülltonnen entleeren.
Wenn der Weg in die Frühpension aus Kostengründen versperrt oder erschwert wird, muss es möglich sein, dass Ältere bei Bedarf weniger arbeiten. Andernfalls wird das Leistungspensum sinken und die Krankenstände werden steigen. Und das kann weder im Interesse der Unternehmer noch in jenem des Staates sein.