Politik

Caritas-Chef Küberl Opfer eines Stalkers

Das Opfer ist prominent, der Angeklagte unbelehrbar. Seit Jahren wird Caritas-Präsident Franz Küberl von einem Grazer Notstandshilfebezieher beharrlich verfolgt und in seiner Lebensweise eingeschränkt. Kiloweise versendet der 40-Jährige verunglimpfende Pamphlete über Küberl an ihn selbst, an Zeitungsredaktionen, an Caritas-Mitarbeiter, ja sogar an Bischöfe. 92 eMail-Adressen wurden festgestellt.

Zunächst ging die Justiz mit einem außergerichtlichen Tatausgleich vor. Doch das Rad drehte sich weiter. Dienstag war Schluss mit halblustig. Gegen den Stalker, der einmal ein Psychologiestudium begonnen hatte, wurde ein Strafprozess eröffnet, auch wegen anderer Delikte, die nichts mit Küberl zu tun haben.

Schwer nachzuvollziehen ist der Zorn des Angeklagten auf den Caritas-Präsidenten. Bis 1994 hat der Grazer in einem Berufsfindungskurs bei der Caritas gearbeitet. Damals hatte der Mann behauptet, die katholische Organisation betrüge das Arbeitsmarktservice. Eine reine Luftblase.

„Gutmensch“

Der Angeklagte beruft sich auf freie Meinungsäußerung. „Warum?“, wollte Richterin Michaela Lapanje wissen. „Missstände aufdecken“, kam es prompt, aber nebulos. – „Warum machen Sie dann keine Anzeige? – „Er präsentiert sich ja immer so als Gutmensch, da hab’ ich gedacht, es interessiert.“ Bischof Egon Kapellari habe alles in Kopie bekommen. „Das letzte, was ich vom Herrn Bischof bekommen habe, waren sehr herzliche Grüße zu Weihnachten.“

Die Stellungnahmen seien anlassbezogen erfolgt. „So oft Küberl halt in den Medien war.“

Die Richterin vertagte, ehe sie Küberl befragen konnte. Der Angeklagte muss indes aufpassen, dass ihn die Staatsanwältin nicht psychiatrieren lässt.