Politik

Braucht Südtirol Schutz von Österreich?

In Südtirol war es ein Stich ins Wespennest: Italiens Ministerpräsident Mario Monti hat im KURIER-Interview (Freitag-Ausgabe) die Schutzmachtfunktion Österreichs infrage gestellt. Das offizielle Österreich hingegen nahm diese Meldung erstaunlich gelassen hin. Aber kann man diesen 1946 geschlossenen, völkerrechtlichen Vertrag zwischen Österreich und Italien so einfach auf den Komposthaufen der Geschichte werfen? Nein, natürlich nicht. Es geht um weitreichende Verpflichtungen Italiens gegenüber Südtirol – etwa zum Schutz der Sprache oder der gesetzgeberischen Autonomie.

Das reiche Südtirol wird derzeit immer stärker von Rom für die Sanierung des im vergangenen Jahr gefährlich am Rande des Bankrotts schrammenden Landes zur Kasse gebeten. Landeshauptmann Luis Durnwalder hat das Instrument der Autonomie bisher geschickt genutzt: Er zeigt sich bereit, überdurchschnittlich viel zur Budgetsanierung beizutragen, fordert aber als Gegenleistung noch mehr Autonomie, etwa beim Steuerrecht. Montis Aussagen sind daher gerade zum jetzigen Zeitpunkt eine gehörige Provokation. Der Unwille des tüchtigen Nordens, den zum Teil ziemlich korrupten Süden mitzufinanzieren, wächst ja wieder.

Südtirol lebt erfolgreich eine Idee vor: das Europa der Regionen. Man will sich Rom nicht unterordnen, manche sehnen sich sogar nach einer Art Groß-Tirol, ohne von Wien aus gelenkt zu werden. Dieser Wunsch wird keineswegs nur von alten, sondern auch von einer steigenden Zahl junger Südtiroler unterstützt. Montis Äußerung kann das Glimmen dieser "Los von Rom"-Bewegung zum Feuer anfachen. In Südtirol sind bis zur Erreichung des Autonomie-Status tiefe Wunden geschlagen wurden. Wien tut gut daran, das nicht zu ignorieren.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Kommentar

  • Hintergrund