Politik

Bald gibt es mehr Inder als Chinesen

In diesen Tagen wird der 7.000.000.000. Mensch zur Welt kommen, wahrscheinlich in Indien oder China. Keine Statistik kann aber so exakt sein, dass man den genauen Termin ausrechnen könnte, vielleicht ist die Marke von 7.000.000.000 also schon längst geknackt. Mit diesem mathematischen Rechenspiel sind weltverändernde Entwicklungen verbunden.

Getrieben wird das Wachstum von den hohen Geburtenraten in Asien und Afrika, während in Europa und Nordamerika die Bevölkerung stagniert bzw. zurückgeht. Bald wird Indien (derzeit: 1,2 Milliarden) China (1,3 Milliarden) als bevölkerungsreichstes Land der Welt ablösen. Allein in Nigeria, das mit 162 Millionen heute schon die meisten Einwohner Afrikas hat, soll die Zahl bis zur Jahrhundertmitte auf fast eine Drei-Viertel-Milliarde zunehmen.

Die Machtverhältnisse zwischen den Kontinenten werden sich künftig verschieben. Länder wie China, Indien oder Brasilien (193 Millionen) werden an Einfluss gewinnen.

Kriege um Wasser

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Das prognostizierte Bevölkerungswachstum für die nächsten Jahrzehnte wirft Fragen nach der künftigen Verteilung von Lebensmitteln und Ressourcen wie Wasser auf. Befürchtet wird, dass der Kampf um die vorhandenen Ressourcen immer härter wird. Viele halten es für möglich, dass es zwischen Nachbarstaaten künftig Kriege um Wasser geben wird. Die Umweltorganisation WWF hat ausgerechnet, dass man 2050 eigentlich drei Planeten Erde brauchen wird, wenn sich an unseren Gewohnheiten nichts ändert.

Verteilungsproblem

Für Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz gibt es in Sachen Vorräteknappheit ein wenig Hoffnung. Wie lange die Ressourcen reichen, hänge vom Lebensstil und von Ernährungsgewohnheiten ab, so Münz im Ö1-Morgenjournal. Zum Beispiel könnten wesentlich mehr Menschen versorgt werden, wenn sie sich vorwiegend pflanzlich ernähren. Die Agrarproduktion habe außerdem laut Münz mit dem Bevölkerungswachstum schrittgehalten. Hunger sei ein Verteilungsproblem, so Münz auf Ö1.

Zahlenspiele

Geschätzt wird, dass es seit dem ersten Auftauchen des Homo Sapiens schon mehr als 100 Milliarden menschliche Wesen gab. Das Wachstumstempo hat sich in den vergangenen Jahrhunderten enorm gesteigert. Zu Christi Geburt gab es etwa 300 Millionen Menschen. Erst kurz nach 1800 wurde dann die erste Milliarde erreicht. Jetzt kam allein im noch jungen 21. Jahrhundert schon wieder eine Milliarde hinzu.

Allgemein wird aber erwartet, dass sich das Bevölkerungswachstum abschwächt: Die UN-Prognosen für das Jahr 2050 reichen von acht bis 10,5 Milliarden.

Mit solchen Prognosen ist man aber allgemein eher vorsichtig. Laut Bevölkerungswissenschaftler David Bloom von der Harvard School of Public Health ist der globale Ausblick wegen einer Vielzahl von Unsicherheiten schwierig, dazu zählen "Infektionskrankheiten, Krieg, der wissenschaftliche Fortschritt, politische Änderungen und unsere Fähigkeit zur globalen Zusammenarbeit," so Bloom.

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