Politik/Ausland

Zeit nach Mubarak birgt viel Sprengstoff

Selbst in seinem Todeskampf schaffte es der frühere ägyptische Machthaber Hosni Mubarak noch einmal, die politische Szene zu bestimmen. Zwei Tage vor der für heute, Donnerstag, geplanten Bekanntgabe des Siegers der Präsidentschaftswahlen kamen die – verfrühten – Meldungen über sein Ableben. So oder so, seine despotische Ära ist vorbei, und das ist gut. Die neue Ordnung ist nach der enthusiastisch gefeierten "Revolution" des Vorjahres aber keineswegs klar und birgt viel Sprengstoff.

Derzeit läuft alles auf eine offene Konfrontation zwischen dem Militär, das das Parlament aufgelöst und wieder alle Macht an sich gerissen hat, und der Muslimbruderschaft hinaus. Der Ausgang ist ungewiss, und egal, wer sich letztendlich durchsetzt, beide Szenarien sind nicht sehr erquicklich.

Zulange schon diktieren die Generäle das Geschehen und haben – auch ökonomisch – einen Staat im Staat aufgebaut. Dass sie diese Exklusiv-Stellung verteidigen, ist zwar verständlich, macht die Sache aber nicht besser. Umgekehrt freilich sind sie das einzige relevante Bollwerk gegen eine Islamisierung des Landes, die bestimmte Kreise der Muslimbruderschaft anstreben. Militär oder Moschee, die Ägypter sind nicht zu beneiden.

Auf der Strecke bleiben die demokratischen, laizistischen Kräfte, die an vorderster Front den Umsturz herbeigeführt haben. Auf der Strecke bleibt auch die Wirtschaft, die in dem Chaos immer schneller absackt, und damit die Zukunft der Menschen, die um die Früchte des "Arabischen Frühlings" gebracht werden.

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