Wurde Mohamed M. von Erdogans Regierung zum IS geschleust?
Von Danny Leder
Fand Österreichs prominentester Dschihadist, Mohamed Mahmoud, seinen Weg zum Terrorgebilde „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien, wo er vor laufender Kamera Gefangene erschoss, dank einer Entscheidung der türkischen Staatsführung?
Das behauptet zumindest das angesehene französische „Journal du Dimanche“ in einer soeben veröffentlichten Recherche. Am Anfang der Affäre stehen 46 Türken, Diplomaten und Elite-Soldaten, die zum türkischen Konsulat in Mossul gehörten und dort gefangen genommen wurden, als der IS die irakische Stadt im Juni 2014 eroberte. Drei Monate später verkündete Präsident Erdogan, der türkische Geheimdienst habe die Geiseln dank einer nächtlichen „Rettungsoperation“ heimgeholt. Das Pariser Blatt behauptet hingegen, wie andere Medien zuvor, dass sich die Türkei sich im September 2014 auf einen Tauschhandel mit dem IS geeinigt habe: Dschihadisten aus zahlreichen Staaten, darunter Frankreich, die in türkischen Gefängnissen einsaßen, seien über die Grenze zum IS geschafft worden.
Österreich als "Aids-verseuchte Gesellschaft"
Darunter habe sich, so das „Journal du Dimanche“, Mohamed Mahmoud befunden. Mahmoud, der wegen „Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung“ in Österreich bereits eine Haftstrafe abgesessen hatte, postete im März 2013 ein Video, in dem er seinen österreichischen Pass verbrannte und zu Anschlägen aufrief. Österreich sei eine „Aids-verseuchte Gesellschaft“, es gelte diese säkularen „Hunde abzuschlachten“, Knapp darauf wurde er in der Türkei mit einem gefälschten libyschen Pass aufgegriffen.
Die österreichische Staatsanwaltschaft stellte ein Auslieferungsbegehren, das abgelehnt wurde. Bisher hieß es, Mahmoud sei im August 2014 aus dem türkischen Polizeigewahrsam entlassen worden und untergetaucht – bevor er sich wieder auf Propaganda-Videos des IS in Syrien zurückmeldete: bei Kriegsverbrechen und Aufrufen zu Attentaten in Deutschland.