Wenn ein „Gealterter“ Kanzler mit dem Roboter tanzt
Von Andreas Schwarz
Am zweiten Tag seiner Ostasien-Tour reiste Bundeskanzler Sebastian Kurz am Freitag von Korea nach Japan und besuchte vor seinem Treffen mit dem japanischen Kronprinzen Nahurito und Premier Abe den Honda-Redbull-Showroom in Tokio. Der von Honda-CEO Takohiro Hachigo präsentierte Star dort: der Roboter "Asimo", der Kurz, Verkehrsminister Norbert Hofer und den übrigen österreichischen Gästen eine beeindruckende Vorführung in Laufen, Hüpfen und Sprechen gab.
Am Tag zuvor, in Südkoreas Hauptstadt Seoul holte es Sebastian Kurz wieder ein: das Anspielen auf seine Jugend.
Es ist Ban Ki-moon, ehemaliger UN-Generalsekretär und Österreich-Freund, der den österreichischen Kanzler bei einer Nachhaltigkeits-Konferenz als Keynote-Speaker vorstellt und dem staunenden Publikum erzählt, dass Kurz mit 27 Außenminister geworden ist.
„In dem Alter bin ich erst unten ins Außenministerium eingestiegen“, sagt Ban Ki-moon. Kurz sei „Symbol einer neuen Generation“, der jetzt schon als Regierungschef „sein Land verändert“.
Der so Geschmeichelte schränkt ein: Er sei inzwischen gealtert, nicht in seiner Zeit als Außenminister, aber „im ersten doch anstrengenden Jahr als Bundeskanzler“. Da tut es gut, rauszukommen in die weite Welt.
„If it is Thursday, this must be Korea“
Frei nach dem Film über amerikanische Touristen, die in sieben Tagen Europa erledigen („If it is Tuesday, this must be Belgium“), besuchten Kanzler Kurz, Wissenschaftsminister Heinz Faßmann und eine große österreichische Delegation gestern Koreas Hauptstadt Seoul. Was man in weniger als 24 Stunden alles unterbringt:
- Besagte Rede an der Yonsei Universität, wo Ban Ki-moon und Altbundespräsident Heinz Fischer schon auf den gerade gelandeten Besuch aus Österreich warten.
Das Wiener Ban Ki-moon-Center ist Mitveranstalter des „Global Engagement and Empowerment Forums“ für nachhaltige Entwicklung, und Kurz absolviert eine Tour d’horizon über eine Welt, deren „einzige Konstante die rasante Veränderung ist“. Nachhaltige Entwicklung sei ein Kompass der Orientierung beim Streben nach Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand.
- Ein Arbeitsmittagessen mit Boo Keun Yoon, dem Vizevorsitzenden von Samsung. „Gerade im Bereich Digitalisierung können wir viel lernen von Südkorea und Japan, etwa was das 5 G-Netz in Südkorea anlangt“, sagt Kurz. Österreich wolle in Sachen 5G an die Spitze der EU, Korea sei es weltweit.
- Ein Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in im Blue House und eines mit Premier Lee Nak-yeon. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel vor dem neuerlichen Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un Ende des Monats war ebenso Thema wie die Lage in Europa (Brexit) sowie die Wirtschaftsbeziehungen – Südkorea ist nach China und Japan drittgrößter Exportmarkt Österreichs in Asien.
Jährlich besuchen mehr Südkoreaner Österreich (320.000) als Japaner. Was den Korea-Konflikt betrifft, orte man bei Südkoreas Politikern einen gewissen Optimismus – wie immer man zu Trumps sonstiger Politik stehe, mit seinem harschen Auftreten gegenüber Nordkorea habe er etwas in Bewegung gebracht.
Forschung und Praxis
Minister Faßmann hängte Termine an der Seoul National University an und unterzeichnete mit dem Wissenschaftsminister You Young Min ein Kooperationsabkommen in Sachen Wissenschaft und Forschung.
Faßmanns Neugier: „Wie gelingt es, Forschungsergebnisse mit der wirtschaftlichen Praxis zusammenzubringen?“ Es gebe oft eine Kluft zwischen Grundlagenforschung und Anwendung, „Korea hat diese Kluft gut überwunden“, sagte Faßmann. Und: Korea gebe 4,23 Prozent des BIPs für Forschung und Entwicklung aus, Österreich 3,1.
Heute heißt es dann für die Österreicher: If it is Friday, this must be Japan. Denn der Thronfolger des Kaisers wartet schon. Im Mai wird er Kaiser – und Kaiser lässt man nicht warten.