Was die Corona-Ausbreitung in Afrika fördert
Von Walter Friedl
Abstand halten oft schwierig
Rund um die afrikanischen Städte leben Millionen Menschen in Slums. Dicht an dicht drängen sich die Wellblechhütten, in denen oft zehn Personen und mehr leben – und das generationenübergreifend. Abstand halten auch zu Nachbarn ist de facto unmöglich. Dazu kommt, dass sich viele in überfüllten Bussen drängen, um zur Arbeit zu kommen – ansonsten hätten die Familie gar keine Einkommensquelle mehr.
Mangelnde Hygiene
Viele Haushalte haben nicht einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser, geschweige denn zu Desinfektionsmitteln. Speziell in den Armenviertel fehlt es an einer funktionierenden Kanalisation, bei Starkregen wälzen sich stinkende Brühen durch die Ansiedlungen. Dazu kommen in manchen Regionen kulturelle Besonderheiten, die eine Verbreitung des Virus begünstigen. So gilt das Füttern von Besuchern in Äthiopien als Zeichen besonderer Gastfreundschaft, meist verabreicht mit der Hand.
Schlechtes Gesundheitswesen
Die Versorgung der Afrikaner mit Ärzten und Spitälern ist in weiten Regionen katastrophal. So stehen in Uganda den rund 43 Millionen Einwohnern gerade einmal 55 Intensivbetten zur Verfügung. Der chronische Geldmangel, der durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie weiter verschärft wird, ließ eine Verbesserung der Misere nicht zu.
Mangelnde Infrastruktur
Wie das Gesundheitswesen leidet auch die Infrastruktur unter einer massiven Unterkapitalisierung. Eine Folge: überfüllte Busse. Zudem fehlen großteils die Mittel für staatliche Schutzmaßnahmen wie Masken, Vorkehrungen in öffentlichen Gebäuden oder mehr Personal zur Überwachung der Corona-bedingten Lockdown-Bestimmungen.
Geschwächtes Immunsystem
Vor allem die Unter- und Mangelernährung, an der mehr als 230 Millionen der 1,3 Milliarden Afrikaner leiden, bietet dem Virus eine zusätzliche Angriffsfläche. Zudem sind viele Menschen durch andere Einflüsse geschwächt. Etwa durch Magen-Darm-Erkrankungen, Cholera und vor allem Malaria. An den Folgen der Stiche der Anopheles-Mücke sterben auf dem Kontinent pro Jahr 400.000 Menschen.