Warum Aeroflots Vize-Chef einen Abflug macht
Der russische Angriff auf die Ukraine sorgt im russischen Luftverkehr für personelle Turbulenzen. Am Samstag verkündete der Vizechef der größten russischen Fluglinie Aeroflot, Andrej Panow, seinen Ausstieg und deutete einen Zusammenhang zum Ukraine-Krieg an. „Wir sind aus Russland ausgereist. Ich habe Aeroflot verlassen. Das alte Leben ist beendet“, schrieb Panow bei Facebook.
Er war seit 2018 als stellvertretender Generaldirektor für Strategie, Service und Marketing des Staatsunternehmens zuständig.
Zuvor war bereits Andrej Kalmykow zurückgetreten, der Chef der Billigfluglinie Pobeda, die ebenfalls zum Aeroflot-Konzern gehört.
Der oberste Chef der russischen Fluglinie, Aeroflot-Vorstandschef Michail Polubojarinow, ist hingegen persönlich von der EU mit Sanktionen belegt worden. Er soll untergetaucht sein.
Zudem ordnete die EU an, dass Russland keine Passagiermaschinen und Ersatzteile erhalten darf, die Maschinen dürfen zudem nicht mehr gewartet und versichert werden.
"Den Krieg beenden"
Leasingverträge mit russischen Airlines müssen bis Ende März aufgekündigt werden. Das dürfte Aeroflot und Pobeda, die fast ausschließlich auf Flugzeuge von Airbus und Boeing setzen, hart treffen.
Auch Mitarbeiter der Fluglinie begehren auf: Ein Pilot der staatlichen Pobeda, einer Tochterfirma von Aeroflot, sprach sich am Samstag in einer Lautsprecherdurchsage an Bord eines Fluges nach Antalya gegen den Krieg in der Ukraine aus: „Ich denke, der Krieg mit der Ukraine ist ein Verbrechen. Wir sollten diesen Krieg nicht fortsetzen. Wir sollten ihn sofort beenden“, sagte er.
Die Leasinggeber drängen
Herausforderungen hat Aeroflot nun zuhauf. Zum einen sind der russischen Nationalairline als Folge der Sanktionen des Westens alle Auslandsziele weggebrochen. Auch bei Russen so beliebte Strandziele wie Antalya, Phuket oder Cancun liegen inzwischen in der Tabuzone, da dort Leasinggeber die Maschinen pfänden könnten.
Inzwischen fliegt Aeroflot nur noch im Inland, wo die Flugpreise künstlich niedrig gehalten werden. Dadurch brechen der Fluggesellschaft Einnahmen in Millionenhöhe weg.
Zugleich muss sich das Management mit den westlichen Leasinggesellschaften herumschlagen, die alles versuchen werden, ihre Jets wieder zu bekommen, wie das die Sanktionen erfordern.