Politik/Ausland

Wahl-Chaos bei Frankreichs Konservativen

Die Schlacht um das Amt des Chefs der französischen Konservativen endete am Sonntag in einem veritablen Chaos: Beide Kandidaten, Ex-Premierminister François Fillon und der langjährige UMP-Generalsekretär Jean-François Copé, erklärten sich zum Sieger der Abstimmung. Der 48-jährige Copé hatte am Sonntag als erster den Sieg für sein Lager erklärt. "Die Mitglieder der UMP haben mir heute die Mehrheit ausgesprochen und mich zum Parteivorsitzenden gewählt", sagte Copé vor seinen Anhängern in Paris.

Kurz danach verkündete der 58-jährige Fillon, er habe das Rennen mit 224 Stimmen Vorsprung gewonnen. "Ich werde den UMP-Mitgliedern nicht ihren Sieg stehlen lassen", erklärte er. Dabei räumte er jedoch ein, dass das Ergebnis noch von der internen Wahlkommission der Partei bestätigt werden müsse. Er werde mit Gelassenheit auf die Ergebnisse warten. Im Lager von Fillon sprach man von einem medienwirksamen Putsch. Beide Lager warfen sich Unregelmäßigkeiten bei der Wahl vor. Zur Wahl des neuen Chefs der Konservativen waren am Sonntag rund 300.000 Mitglieder aufgerufen.

Ungeachtet der Entscheidung, rund die Hälfte der Stimmen am Montag endgültig auszuzählen, erklärte sich Copé in der Früh erneut zum Sieger. "Ich warte gelassen, dass die Wahlkommission dies bestätigt", sagte Copé dem Sender BFMTV-RMC. Der 48-Jährige erhob erneut den Vorwurf des Betrugs in Wahlbüros in Paris sowie im Süden des Landes.

Erbitterter Machtkampf

Fillon und Copé hatten sich in den vergangenen Monaten einen erbitterten Kampf um den Parteivorsitz geliefert. Fillon, der zur Parteimitte zählt, präsentierte sich dabei als Staatsmann. Copé wiederum, der vom rechten Flügel der UMP unterstützt wird, setzte auf einen aggressiveren Kurs. Bereits im Wahlkampf hatten daher prominente Parteimitglieder gewarnt, der Zweikampf um den Parteivorsitz dürfe die UMP nicht zerreißen.

Fillon und Copé haben beide Ambitionen auf eine Kandidatur für das Amt des Staatschefs. Der Posten des Parteivorsitzenden gilt als Sprungbrett dafür. Die nächste Präsidentenwahl findet 2017 statt. Sarkozy hatte die Wahl vor sechs Monaten gegen seinen sozialistischen Herausforderer François Hollande verloren.

Der eine ist ein schwer durchschaubarer Taktiker, der andere ein hemdsärmeliger Draufgänger-Typ: Mit Francois Fillon und Jean-Francois Cope kämpfen zwei sehr unterschiedliche Charaktere um die Führung der bürgerlich-rechten UMP. Beide hoffen darauf, bei den Wahlen 2017 als Präsidentschaftskandidat ihrer Partei antreten zu können und die Macht für die Rechte zurückzuerobern.

Der am 4. März 1954 geborene Fillon zog bereits mit 27 Jahren als damals jüngster Abgeordneter in die Nationalversammlung ein und war ab 1993 unter anderem Minister für die Ressorts Hochschulen, Soziales und Bildung. Später wurde er enger Berater von Nicolas Sarkozy während dessen Präsidentschaftswahlkampf.

Nach seinem Wahlsieg ernannte Sarkozy Fillon 2007 zum Premierminister. Diesen Posten konnte der auch jenseits der Partei beliebte Politiker bis zu Sarkozys Abwahl im Mai halten - trotz zahlreicher Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten. Er sieht sich heute selbst als "ruhiger und pragmatischer" als Sarkozy und verkauft sich als erfahrener, moderater Staatsmann.

Copé: Der unerschrockene Rechtsausleger

Der zehn Jahre jüngere Copé (geboren am 5. Mai 1964) saß ebenfalls einmal als jüngster Abgeordneter in der Nationalversammlung - allerdings erst 1995. Später war er unter anderem beigeordneter Minister und Regierungssprecher unter Präsident Jacques Chirac. Dessen Nachfolger Sarkozy machte Copé 2007 zum Vorsitzenden der UMP-Fraktion in der Nationalversammlung und 2010 zum Chef der UMP.

Der 48-Jährige will eine patriotische und unerschrockene Rechte verkörpern. Selbst wenn Copé so wie auch Fillon eine Allianz mit der rechtsextremen Front National (FN) von Marine Le Pen ablehnt, begab er sich zuletzt mit seinen Äußerungen immer wieder in rechtsextrems Fahrwasser. Etwa als er vor kurzem einen "Rassismus gegenüber Weißen" in französischen Problemvierteln anprangerte.

Copé ist in zweiter Ehe verheiratet, hat vier Kinder und bezeichnet sich selbst als Jazzmusik- und Sportfan. Fillon lebt mit einer Britin zusammen und hat fünf Kinder. Er liebt den Motorsport und ist auch schon selbst mehrere Rennen gefahren.