Politik/Ausland

Van der Bellen in Portugal: Zwei Mal klein und selbstbewusst

Es war im vergangene Sommer bei den Salzburger Festspielen. Alexander van der Bellen und Ehefrau Doris Schmidauer waren mit dem portugiesischen Staatspräsidenten Marcelo Rebelo de Sousa in der Zauberflöte. Der Portugiese hat einmal in Salzburg studiert, spricht deutsch und kann einen formvollendeten Handkuss, wie er bei der Begrüßung von Frau Schmidauer vor dem Belem Kloster bewies. Er wollte ein Portugal zeigen, das sich nach der Krise von 2008 prächtig entwickelt hat, und darüber sprechen, wie die beiden kleinen, sehr unterschiedlichen Länder besser zusammenarbeiten können.

Van der Bellen hat gleich drei Ministerinnen mitgenommen, Elisabeth Udolf-Strobl ( Wirtschaft), Maria Patek (Landwirtschaft) und Ines Stilling (Familie).

Staatspräsident Rebelo de Sousa hat mit seinen 70 Jahren ein bewegtes Leben hinter sich. Sein Vater war unter anderem Gouverneur in der damaligen Kolonie Moçambique, er selbst richtete sich schon als Jusstudent gegen die Diktatur und gründete bald nach der Revolution des Jahres 1974 gemeinsam mit dem späteren Ministerpräsidenten Francisco Pinto Balsemão die Wochenzeitung Expresso. Bekannt wurde er als führender Experte für Verfassungsrecht.

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Gegen Extremismus

Nach einem Gespräch der beiden Staatschefs betonte Marcelo Rebelo de Sousa, dass beide Länder überzeugte Verfechter der Würde des Menschen seien. Und: „Wir müssen gemeinsam den Extremismus und auch den Populismus bekämpfen“. Alle Staaten müssten noch deutlicher die humane Dimension des Zusammenlebens auf der Erde sehen, durch multilaterale Kooperation müsse viel mehr gegen den Klimawandel getan werden.

Alexander van der Bellen bedankte sich, dass Rebelo de Sousa die UNO-Klimakonferenz im Dezember in Katowice unterstützt habe. Dann ein klares Statement zur EU: Er wolle eine „starke, schlagkräftige Europäische Union, die die Interessen ihrer Bürgerinnen und Bürger mit Deutlichkeit und Gewicht auf der Weltbühne vertritt.“

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Beeindruckt zeigte sich der Bundespräsident, dass er von einer berittenen Garde begleitetet wurde: „Das ist mir noch nie passiert.“ In der Tat war der militärische Auftritt beachtlich, immerhin gibt Portugal, bezogen auf das BIP, dreimal so viel für Verteidigung aus wie Österreich.

Lissabon als Tourismusziel wollte dann Marcelo Rebelo de Sousa präsentieren. In einer alten Straßenbahn ging es zur Praca do Comercio, direkt am Tejo, der portugiesische Präsident macht solche Fahrten stets bei offenem Fenster und winkt den Leuten am Straßenrand zu. Wenn er aussteigt, applaudieren die Menschen. Ob er das genießt? „Si“ lautet die klare Antwort.

Rebelo de Sousa war vor seiner Zeit als Politiker nicht nur Professor, sondern auch TV Moderator, verfügt also schon länger über hohe Bekanntheit. Da muss man dann auch Selfies machen und Hände schütteln, aber auch das stört ihn nicht. Im Gegenteil. In zwei Jahren wird er wohl wieder antreten.

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Handel ausbaufähig

Der Handel zwischen den beiden Ländern ist noch ausbaufähig, meinte Van der Bellen. Die portugiesische Wirtschaft ist traditionell nach Afrika und Südamerika orientiert, Österreichs Richtung Osteuropa. Ein Wirtschaftsforum soll heute, Mittwoch, Chancen einer besseren Kooperation und mehr direkte Investitionen ausleuchten.

Portugal hat nicht am Zweiten Weltkrieg teilgenommen, das Land war also nicht zerstört, aber doch sehr arm. Dennoch hat die portugiesische Caritas ab 1947 über 5.000 österreichische Kinder zu Familien hierher gebracht. Sie blieben bis zu einem Jahr und daraus haben sich lebenslange Freundschaften entwickelt.

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Caritas-Kinder

Ins Lissaboner Außenministerium kamen am Dienstag  einige Kinder von damals und ihre Gastfamilien. Alois Sablatnig reiste aus Toronto an, er wollte damals, als Kind in Klagenfurt, die Welt kennen lernen. Eine Woche lang fuhr er mit anderen Kindern im Zug nach Braga, mit 18 hat er die Reise mit einem Puch Moped wiederholt. Heide-Marie Stubner hat später einen Portugiesen geheiratet, sie zeigt im Außenamt den kleinen Koffer und den Teddybär, mit dem sie einst ins Land kam.

Ein neuer Film, „Reise in die Sonne“, zeigt die starken Emotionen von damals. Eine Frau sagt: „Das erste, was ich nach dem Krieg an Farbe gesehen habe, war in Portugal.“