Tote bei Anti-Rassisten-Demo in den USA: Kritik an Trump
Eine Kundgebung von Rechtsextremisten ist in den USA am Samstag blutig eskaliert. Nach Angaben der Polizei starb eine 32-jährige Frau, als ein Fahrzeug in Charlottesville im US-Staat Virginia vermutlich absichtlich in eine Gruppe vom Gegendemonstranten raste und an einer Kreuzung zwei Autos rammte.
Der Fahrer, ein 20-jähriger Mann aus Ohio, wurde nach Polizeiangaben unter Totschlagsverdacht festgenommen.
US-Präsident Donald Trump wurde auch aus der eigenen Partei für seine Reaktion auf die Gewalt heftig kritisiert. Politische Gegner werfen dem Präsidenten seit längerem vor, durch seine scharfe Rhetorik den rechten Rand in den USA zu stärken und zum Handeln zu ermutigen.
Trumps unterlegene Wahlkampfgegnerin Hillary Clinton griff diese Kritik in einer Twitter-Botschaft auf: "Jede Minute, in der wir dies durch stillschweigende Ermunterung oder durch Nicht-Handeln hinnehmen, ist eine Schande."
35 Verletzte
Kritik an Trumps Reaktion
Der dienstälteste republikanische Senator Orrin Hatch forderte: "Wir müssen das Übel beim Namen nennen. Mein Bruder hat nicht sein Leben im Kampf gegen Hitler gegeben, damit Nazi-Gedankengut hier zuhause ohne Widerstand akzeptiert wird."
Gouverneur: "Ihr seid hier nicht willkommen"
Das Wiesenthal-Zentrum verurteilte die Gewalt als Terror. Es rief US-Spitzenpolitiker, allen voran Präsident Trump, dazu auf, "die extreme Alt-Right-Bewegung und die weißen Nationalisten, die Hass, Misstrauen und Gewalt säen, eindeutig zu verurteilen". Das 1977 gegründete Zentrum mit Hauptsitz in Los Angeles wurde mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern bekannt.
Der Präsident des jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, verurteilte in einer Aussendung die "unvorstellbare Gewalt". "Es ist zutiefst erschütternd und widerlich, dass solcher Hass und Engstirnigkeit immer noch in Teilen unseres Landes so verbreitet sind", sagte er.
Neonazis und Ku-Klux-Klan-Anhänger
Die zwei Autostunden südwestlich von Washington gelegene Stadt gilt als Hochburg der US-Demokraten, nach CNN-Angaben stimmten dort bei der Präsidentenwahl 80 Prozent für Trumps demokratische Herausforderin Hillary Clinton.
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Nach Fernseh- und Augenzeugenberichten waren mehrere Kundgebungsteilnehmer mit Baseballschlägern gekommen, schon Stunden vor der Veranstaltung kam es zu heftigen Prügeleien mit Gegendemonstranten. Die mutmaßliche gezielte Autoattacke ereignete sich nach Medienberichten, als ein Großteil der Kundgebungsteilnehmer bereits abgezogen waren und die Gegendemonstranten einen eigenen Protestzug bildeten.
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20-jähriger Fahrer festgenommen
Nach Medienberichten ist der festgenommene Fahrer ein 20-Jähriger aus Ohio, der jetzt unter dem Vorwurf des Totschlags festgehalten wird. Ob er selbst einer rechtsextremen Gruppe angehört, blieb zunächst unklar.
Trump versprach außerdem eine "rasche Wiederherstellung von Recht und Ordnung" und verwies auf die jüngsten Errungenschaften im Land, die seiner Regierung zu verdanken seien: Die sinkende Arbeitslosenquote, die Rückkehr von Produktions-Jobs aus dem Ausland, die Verhandlungen über Handelsabkommen - all das sei großartig für das Land und die amerikanischen Arbeiter. "Es passieren so viele unglaubliche Dinge in unserem Land. Wenn ich Charlottesville anschaue, scheint es mir sehr, sehr traurig."
Bilder aus Charlottesville
Der Name "Alt Right" in den USA ist eine Abkürzung der Website AlternativeRight.com und bedeutet in etwa "alternative Rechte". Die ultrarechte Bewegung zählt einige tausend Anhänger. Sie ist offen rassistisch und bedient sich rechtsradikaler Ideologien.
Unter dem in Amerika hochgehaltenen Schutz der Rede- und Meinungsfreiheit hat es immer auch rechtsradikale Gruppierungen und Ansichten gegeben, aber meist eher versprengt etwa in Milizen. Rassismus hat in der amerikanischen Kultur tiefe Wurzeln, aber seit dem Beginn der Bürgerrechtsbewegung hat es in den USA keine offen rassistische Bewegung größeren Umfangs mehr gegeben.