Politik/Ausland

Runde zwei für die Obamas

Am Sonntag hat US-Präsident Barack Obama im Familienkreis im "Blue Room" des Weißen Hauses den offiziellen Amtseid ablegt. Die pompöse Vereidigungszeremonie am Kapitol findet am Montag statt. Damit startet offiziell die zweite Amtszeit von Barack Obama. Politisch ist nach den ersten vier Obama-Jahren an manchen Stellen der Lack ab. Aber nur wenig hat sich abgenutzt vom Glanz der First Family, die einen völlig neuen Stil ins Weiße Haus gebracht hat.

Was die Obamas tun, was die "Fashion Queen" Michelle trägt, in ihrem Gemüsegarten erntet, was der Präsident gern isst, wie die Töchter Sasha und Malia ihren Geburtstag feiern - die Amerikaner wollen noch immer alles wissen. Nicht, dass viel von dem bekannt würde, was sich im Privatquartier im ersten Stock des Weißen Hauses tut. Aber als moderne Familie lassen die Obamas doch mehr durchblicken über ihr Leben als ihre Vorgänger. So hat Michelle just zu ihrem 49. Geburtstag einen eigenen Twitter-Account freigeschaltet - und sich über den Kurzmitteilungsdienst für die vielen Glückwünsche bedankt.

Nachteule versus Frühaufsteher

Am ersten Arbeitstag erschien der Präsident in Hemdsärmeln im Oval Office - das hat es unter seinem Vorgänger George W. Bush nie gegeben. Bush ging auch gern früh ins Bett und stand früh auf, die täglichen Briefings über geheimdienstliche Erkenntnisse und die Wirtschaftsentwicklung begannen zu Zeiten des Republikaners um sechs Uhr morgens. Da schläft der Demokrat Obama meistens noch. Der Wecker geht um sieben, eine halbe Stunde später heißt es ab ins Fitness-Studio in der zweiten Etage des Weißen Hauses. Danach wird rasch gefrühstückt, ein Blick auf das iPad oder in die Zeitungen - manchmal wird es zehn, bis für Obama die Briefings beginnen.

Aber dafür ist Obama eine ausgesprochene Nachteule. Er ist meistens bis ein Uhr auf, Michelle liegt dann in der Regel schon seit drei Stunden im Bett. Und das sind jene drei Stunden, die der Präsident ganz für sich selbst hat, wenn er liest, reflektiert und sich auf den nächsten Tag vorbereitet, wie es Michael Lewis in einem Obama-Porträt in Vanity Fair beschrieb.

Partytiger und Familienmensch

Darin wird auch verraten, was der Präsident für den besten Platz auf der Welt hält. Er ist gern im Oval Office, "es ist überraschend bequem", wird Obama zitiert. Aber noch besser gefällt es dem 51-Jährigen auf dem Truman-Balkon der Privatetage, mit Blick auf den Südrasen. Hier sitzt Obama oft am Abend mit Michelle. "Näher kann man dem Gefühl, im Freien zu sein, nicht kommen", sagt Obama. "Dem Gefühl, nicht in einer Blase zu sein."

Dass er sich manchmal eingeengt fühlt, den freien Umgang mit Freunden vermisst, das lässt Obama immer mal wieder durchblicken. "Man kann nicht einfach so herumlaufen. Man trifft nicht einfach plötzlich auf einen Freund, den man seit Jahren nicht gesehen hat", wird er in Vanity Fair zitiert. Man passe sich "dem Verlust an Anonymität und Überraschung" an, "aber man gewöhnt sich nicht daran, jedenfalls nicht ich."

Dabei gehört es zum frischen Stil der Obamas, dass sie gern im Weißen Haus auch mal bis spät in die Nacht mit anderen das Tanzbein schwingen. Das Erste Paar der Nation liebt den Spaß, Cocktailpartys, Pop und Rock. Stars werden oft zum Privatkonzert ins Weiße Haus eingeladen, wie etwa Mick Jagger im vergangenen Jahr. Und dann gibt es die "Date Nights", jene kostbaren Rendezvous-Abende, wenn die Obamas ausgehen und romantisch speisen. "Sie sind das erste First Couple mit einer erkennbaren sexuellen Chemie seit den Kennedys", beschrieb es einmal die Zeitung The Independant.

Aber in erster Linie sind Barack und Michelle Obama Eltern. So versucht der Präsident, mindestens fünfmal pro Woche abends mit Frau und Töchtern zusammen zu essen. Sasha ist mittlerweile elf. Malia ist 14 und wird volljährig sein, wenn die Obamas aus dem Weißen Haus ausziehen. Toll treiben können es die Mädchen nicht, die Eltern legen großen Wert auf ein möglichst geregeltes Leben für den Nachwuchs. Das heißt etwa: Die Zeit vor dem Fernseher und am Computer sind strikt begrenzt. "Facebook"? Viel zu riskant.

Der Präsident erwähnt seine Kinder viel, erst kürzlich wieder, in der letzten Pressekonferenz seiner ersten Amtszeit. Da sagte er, seine Töchter würden älter und wollten nicht mehr so viel Zeit mit ihm verbringen. Das werde ihm die Gelegenheit geben, sich nach einem Partner zum Kartenspielen umzusehen - "denn ich werde irgendwie einsam in diesem großen Haus". Es soll wohl ein Scherz sein, aber klingt doch zugleich ernst.

Als Hoffnungsträger 2009 gestartet, hat der 44. Präsident einen neuen, unverkrampften Stil im Weißen Haus eingeführt. Vom Ende des Irakkrieges bis zur Gesundheitsreform wurde viel versprochen, aber nicht alles eingehalten. Der KURIER hat die Höhepunkte von Obamas Präsidentschaft in einer interaktiven Timeline zusammengefasst.

Das US-Nachrichtenmagazin Time hat Barack Obama nach 2008 erneut zum Mann des vergangenen Jahres gekürt. Fotograf Peter Souza hat den Präsidenten vier Jahre lang privat und im Job begleitet und einige erinnerungswürdige Momente festgehalten. Es folgt ein unvollständiger Rückblick.