Befund: Hör-Schaden
Von Walter Friedl
Die massive Kritik der europäischen Staaten an den Abhörpraktiken der US-Geheimdienste, allen voran der NSA, ging auch an Washington nicht spurlos vorüber. Die Beraterin von Präsident Barack Obama in Fragen des Heimatschutzes und der Terrorabwehr, Lisa Monaco, räumte ein, dass es nun „erhebliche Herausforderungen in unseren Beziehungen zu einigen unserer engsten ausländischen Partner“ gebe. Zugleich aber verteidigte sie die Methoden der Geheimdienste, diese arbeiteten wie „alle anderen“ auch.
Eine neue Dimension hatte die Affäre erhalten, nachdem bekannt geworden war, dass vermutlich auch das Telefon der deutschen Kanzlerin Angela Merkel angezapft worden war. Und auch die Handys von 35 weiteren Top-Politikern.
Hollywood-Protest
Doch nicht nur in Europa wächst der Widerstand gegen die US-Spähprogramme, auch in Amerika formiert sich der Protest. Eine Reihe von Hollywood-Stars um den Regisseur Oliver Stone übten in einem Video heftige Kritik daran. Unter anderen Wil Wheaton („The Big Bang Theory“) und John Cusack („2012“). Letzterer warnte vor einer Bedrohung der Bürgerrechte, in einem Überwachungsstaat sei die Demokratie tot. Die Protagonisten des Videos riefen zudem zur Teilnahme an einer für heute in der US-Hauptstadt Washington geplanten Demonstration auf.
Die Kundgebung wird von dem Bündnis „StopWatching.us“ organisiert, einem Zusammenschluss von 100 Interessensgruppen und Unternehmen. Sie richtet sich gegen den „großen Lauschangriff“. In einer Petition an den Kongress wird zudem die restlose Offenlegung und der Stopp der Überwachung gefordert. Unterzeichnet wurde diese bisher von rund 600.000 Menschen.
Ex-NSA-Chef belauscht
Es geht auch umgekehrt: Ein Zugfahrgast hörte zufällig, wie der hinter ihm sitzende Ex-NSA- und Ex-CIA-Chef Michael Hayden am Telefon Interviews gab. Der Mann twitterte dies sofort. 15 Minuten später wurde Hayden auf die Panne hingewiesen.