Politik/Ausland

US-Wahlkampf: Fehdehandschuh ist geworfen

Die Samthandschuhe sind ausgezogen, der Krieg zwischen Bautycoon Donald Trump und dem extrem konservativen Senator aus Texas, Ted Cruz, ist eröffnet. Bei den fünf vorangegangenen TV-Diskussionen der republikanischen Präsidentschaftskandidaten hatten die beiden Umfrage-Führenden einander auffällig behutsam angefasst. Damit ist nun, zwei Wochen vor den ersten Vorwahlen in Iowa, Schluss.

Der stets alle Anwesenden beleidigende Trump nahm diesmal vor allem Cruz ins Visier: Bei der sechsten TV-Debatte stellte der streitlustige Milliardär infrage, ob der in Kanada geborene Sohn eines kubanischen Einwanderers überhaupt amerikanischer Präsident werden könne. Doch auf diese Attacke hatte der an der Elite-Universität Princeton geschulte Jurist Cruz nur gewartet. Süffisant lächelnd antwortete der 44-jährige Senator wie aus der Pistole geschossen: Schon im September hätten Trumps Anwälte jeden Winkel rund um Cruz’ Geburt ausgeleuchtet – und dann festgestellt: Da sei nichts dran. "Seit September hat sich die amerikanische Verfassung nicht verändert", sagte Cruz unter dem johlenden Jubel des Publikums. "Aber die Umfragezahlen haben sich verändert."

Auf gleicher Höhe

Tatsächlich führt Trump aufgrund seiner medialen Dauerpräsenz weiter in den US-weiten Umfragen mit rund 33 Prozent (Cruz 20 Prozent). In Iowa aber, wo am 1. Februar erstmals die republikanische Basis ihre Stimme abgeben wird, liegen der Milliardär und der höchst professionell wahlkämpfende Cruz bereits gleichauf bei jeweils rund 27 Prozent.

Auch US-Experte und Universitätsprofessor Reinhard Heinisch hält die Frage, ob der in Kanada geborene Cruz Präsident werden kann, auf KURIER-Anfrage "für einen Sturm im Wasserglas. Seine Mutter war Amerikanerin, und damit ist Cruz automatisch amerikanischer Staatsbürger." Nicht anders war es bei John McCain gewesen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat des Jahres 2008 war in Panama geboren worden – als Sohn eines US-Soldaten, und damit automatisch amerikanischer Staatsbürgers.

Doch bei der Abwehr eines ins Leere gegangenen Angriffs beließ es Ted Cruz nicht. Der seit frühester Kindheit an geschulte Redner und tief religiöse Pastorensohn Cruz attackierte den mehrfach geschiedenen Trump, er sei "kein wahrer Konservativer, er vertrete gar New Yorker Werte". Anders gesagt: Trump symbolisiere alles, was das Herz eines überzeugten amerikanischen Konservativen gefrieren lasse: "sozial-liberal, für Abtreibung, für Schwulen-Ehe und alles dreht sich um Macht und Medien".

Nur Statisten

Immer wieder gerieten die beiden Kontrahenten im Lauf der TV-Debatte so heftig aneinander, dass sich die anderen Teilnehmer wie Statisten ausnahmen. Wahlkämpfer Jeb Bush scheint schon fast abgeschrieben, der schwergewichtige Gouverneur Chris Christie fällt nur noch mit absurden Beleidigungen auf, vor allem in Richtung Hillary Clinton.

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Einzig Marco Rubio, Senator aus Florida, hat der Zweikampf zwischen dem polternden Populisten Trump und dem schneidend scharfzüngigen Demagogen Cruz noch nicht ganz ins Eck gedrängt. Auf dem telegenen, 44-jährigen Sohn kubanischer Einwanderer ruht die Hoffnung des republikanischen Establishments. Mit ihm, dem etwas gemäßigterem Konservativen mit den Latino-Wurzeln, könne man der Demokratin Clinton einen gefährlichen Herausforderer entgegensetzen.

Doch bisher kam der Wahlkampf Rubios noch nicht recht in Schwung. Oder, wie es ein Kommentator in der New York Times bedauernd zusammenfasste: "Es kann keinen Sonnenschein geben in einem Rennen, das sich um einen so dunklen Stern wie Donald Trump dreht."