US-Wahlkampf: Die Schöne und das Biest
Von Dirk Hautkapp
Donald Trump versus Fox News. Der republikanische Umfragen-Liebling gegen den quotenstärksten TV-Agitationsskanal, ohne dessen Segen normalerweise kein Konservativer etwas werden kann. Vom bizarrsten Nebenkriegsschauplatz des Präsidentschaftswahlkampfs in den USA sind schwere Gefechte zu vermelden.
Weil er sich von dem zum Imperium des Medienzaren Rupert Murdoch gehörenden Sender ungebührlich behandelt fühlt, hat der egomanische Bauunternehmer seine Teilnahme für die heutige letzte TV-Debatte der republikanischen Kandidaten vor der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa abgesagt. Ein Affront ohne Beispiel.
"Spielchen" lasse er nicht mit sich machen, sagte Trump. Fox, Gastgeber der Polit-Show, werde schon sehen, wie viel Einschaltquote drin sei, wenn er nicht auf der Bühne stehe. Hintergrund: Der erste Kandidaten-Schönheitswettbewerb im Sommer 2015 brachte Fox mit 24 Millionen Zuschauern einen Rekord ein. Auch wegen Trump, dem Millionen an den Lippen hängen, wenn er das etablierte Washington pauschal der Dummheit zeiht und verspricht, Amerika "wieder groß zu machen".
Unverwundbar?
Mit rund 20 Prozentpunkten Vorsprung vor seinem aussichtsreichsten Rivalen Ted Cruz glaubt sich der 69-Jährige unverwundbar. "Ich könnte mich mitten auf die 5th Avenue stellen und jemanden erschießen", hatte Trump am Wochenende gesagt und viel Stirnrunzeln ausgelöst, "und ich würde keine Stimmen verlieren."
Aus dieser Hybris speist sich sein Ziel, den wirkungsmächtigen Sender in die Knie zu zwingen, den Tag für Tag Millionen meist ältere, weiße und schlecht gebildete Obama- und Demokraten-Hasser einschalten. Getreu dem Schlüsselspruch aus Trumps früherer TV-Show "The Apprentice": Du bist gefeuert!
Fox News-Chef Roger Ailes, anders als Murdoch ein Trump-Kumpel und Fan, ließ den Immobilientycoon wissen, dass das nicht in Trumps Kompetenz falle. Megyn Kelly bleibe Moderatorin der Debatte der Präsidentschaftskandidaten. Trump reagierte wie beschrieben und kündigte an, zeitgleich zur Debatte eine Benefiz-Veranstaltung für Kriegsveteranen und verwundete Soldaten zu besuchen.
Fox ist der Sender, der im reaktionären Spektrum seit Jahren mit konstant überzeichneten bis wahrheitswidrigen Berichten das Weltbild vieler Amerikaner prägt. Dass Trump den Fehdehandschuh wirft, ist ein Risiko-Spiel, das funktionieren kann, solange Trump bei den ersten Vorwahlen Umfragegunst in Stimmen verwandelt. Wenn nicht, könnte Rupert Murdoch den Daumen senken und Roger Ailes den Mann mit der dubiosen Frisur ganz langsam ausbluten lassen.
Megyn Kelly hätte dafür gewiss Verständnis.