US-Wahlabend: Weinender CNN-Kommentator, skurrile Giuliani-Pressekonferenz
Von Georg Leyrer
In den offiziellen Reaktionen der Weltpolitik war die allseitige Erleichterung in diplomatische Sprachwatte verpackt: Man freute sich (jetzt mit Ausnahme des Trump-begeisterten slowenischen Premiers) auf die Zusammenarbeit mit Joe Biden, von Österreichs Bundespräsident und Kanzler über Europas Spitzen bis zur frisch wiedergewählten neuseeländischen Ministerpräsidentin Jacinda Ardern, die mit Biden gemeinsam Covid bekämpfen will. Angela Merkel wünschte „von Herzen Glück und Erfolg“, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen freute sich auf die Zusammenarbeit.
„Große Aufgaben unserer Zeit, wie die Bekämpfung der Klimakrise oder der Corona-Pandemie, können wir als internationale Staatengemeinschaft nur gemeinsam lösen“, teilte Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter mit.
„Vor allem bei der Bewältigung der Corona-Krise, dem Kampf gegen Terrorismus sowie dem gemeinsamen Maßnahmen gegen den Klimawandel müsse die Kooperation zwischen der EU und den USA vertieft werden“, ließ Kanzler Sebastian Kurz wissen.
Auch der nicht Trump-ferne britische Premier Boris Johnson gratulierte zum „historischen Erfolg“.
Weinender Moderator
Derweil machte auf den sozialen Medien das Video eines vor Erleichterung weinenden CNN-Kommentators die Runde, das das Lebensgefühl vieler bestens einfing. „Das ist eine große Sache für uns, nur um etwas Frieden finden zu können und die Chance auf einen Neustart zu haben“, sagte der schwarze TV-Kommentator Van Jones mit gepresster Stimme.
Wer aber glaubte, dass mit den extragroßen Schlagzeilen, die auf den US-Medienwebseiten das Rennen für beendet erklärten, auch die Eigenartigkeiten der Trump-Ära endeten, der täuschte sich. Der scheidende Präsident selbst erfuhr – wie könnte es anders sein – beim Golfen von seiner Niederlage.
Zugleich gab einer seiner glühendsten Soldaten eine Pressekonferenz, die zum Sinnbild der Trump-Präsidentschaft werden könnte: Rudy Giuliani werde im „Four Seasons“ über die weiteren rechtlichen Schritte sprechen, twitterte Trump – nur um sich korrigieren zu müssen: Der ehemalige Bürgermeister von New York trat nicht in dem bekannten Hotel auf, sondern vor dem „Four Season’s Landscaping“ in Philadelphia, einer kleinen Gartengestaltungsfirma mit einem grauen Garagentor.
(Nebenan: Ein Geschäft namens „Fantasy Island“, das Bücher für Erwachsene verkauft.)
Dort erfuhr Giuliani von den ob der Location durchaus verwirrten Journalisten von Trumps Niederlage. „Macht keine Witze“, sagte er.