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Was in der Wahlnacht passiert ist

Der Abend beginnt ganz nach Plan für Hillary Clinton. Sie gewinnt jene Staaten, die von ihr erwartet werden: Illinois, Massachusetts, New Jersey, Vermont, Maryland. Trump tut dasselbe auf seiner Seite. Dann schließen um 02:00 Uhr MEZ in Florida die Wahllokale. Ein knappes Rennen zeichnet sich ab. Florida spielte schon in der einen oder anderen Wahl das Zünglein an der Waage. Aber diesmal könnte Clinton auch ohne den Staat auskommen – solange Trump nicht alle anderen Battleground-States abräumt und noch dazu mindestens einen der fast sicher geglaubten Clinton-Staaten erobert.

Doch daran hat vor der Wahl kaum jemand wirklich geglaubt. Nicht einmal Donald Trumps Kampagnen-Team. Interne und öffentliche Umfragen deuteten auf einen Sieg Clintons hin. Nicht zuletzt, weil die nördlichen Staaten Michigan und Wisconsin sowie Pennsylvania stark zu Clinton tendierten.

Vorzeichen in Florida

Dass es anders kommen könnte, zeichnet sich zuerst in Florida ab. Je länger der Abend dauert, desto enger wird dort das Rennen. Schließlich überholt Trump seine Kontrahentin mit knappem Vorsprung. Kein Grund zur Panik für die Demokraten, alles noch einholbar. Während Florida in der Schwebe liegt, braut sich anderswo noch größeres Ungemach zusammen.

North Carolina stellt sich bald als ebenso knapp heraus wie Florida. In Ohio übernimmt Trump früh die Führung und es scheint ganz so, als würde er den Kampf bis vor die sogenannte Firewall Clintons tragen. Der Begriff beschreibt jene Staaten, die Clinton unbedingt gewinnen muss, um Präsidentin zu werden und in denen ihr Umfragen sehr gute Chancen attestierten. Die Bastionen dieser Mauer: Michigan, Wisconsin und Pennsylvania. Nachdem Ohio und dann North Carolina an Trump gehen, blickt das Clinton-Camp noch mit Zuversicht auf die drei Staaten. Ganz besonders, nachdem Clinton mit Virginia ein knappes Rennen zur Abwechslung dann doch gewinnt.

Es gerät fast zur Nebensache, dass Trump in Florida mittlerweile knapp, aber uneinholbar voran ist.

Donald ante portas

Wie schon zuvor in Florida und North Carolina prophezeien die ersten Ergebnisse ein knappes Rennen im Norden. Bei einem klaren Sieg in Michigan oder Wisconsin würden die TV-Anstalten rasch einen Kandidaten zum Sieger erklären. Aber der "Call" bleibt aus. Um 05:00 Uhr MEZ liegt Trump in Wisconsin um etwa drei Prozentpunkte vorne – aber wie in Michigan will der Abstand nicht kleiner werden. Clintons Kandidatur befindet sich in höchster Gefahr.

Verliert Clinton Michigan oder Pennsylvania, ist es für sie vorbei, soviel ist jetzt klar. Verliert sie Wisconsin, das weniger Wahlmänner-Stimmen bringt, kann ihr nur mehr ein Wunder helfen. Um 05:30 Uhr MEZ erklärt der TV-Sender Fox News Donald Trump in Wisconsin zum Sieger. Die Wahlparty Hillary Clintons ins New York leert sich, die Menschen wissen, dass es vorbei ist. Das Wunder bleibt aus. Selbst in Michigan liegt Trump um 07:00 MEZ vorne. Am Ende gewinnt Trump nicht nur diesen Staat, sondern Pennsylvania gleich dazu. Um 08:30 Uhr ruft Hillary Clinton Donald Trump an, um ihre Niederlage einzugestehen.