Cyberangriff verunsichert vor US-Wahl
Ab Freitagmittag legte eine Welle an Online-Angriffen über Stunden hinweg bekannte Websites und Internetdienste wie Twitter, Paypal, Netflix oder Spotify lahm. Auch diverse Nachrichtenseiten, darunter die New York Times und CNN, der Wohnungsvermittler AirBnB und die Online-Community Reddit waren betroffen. Die Urheber blieben bis jetzt unbekannt. Es handelte sich um sogenannte DDOS-Angriffe, bei denen Webseiten mit sinnlosen Anfragen überflutet werden, bis sie in die Knie gehen.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, sagte, das US-Heimatschutzministerium beobachte die Situation, könne über mögliche Urheber aber noch nichts sagen. Der Sender CNBC zitierte einen Vertreter der Sicherheitsbehörden mit der Vermutung, es handle sich um "Internet-Vandalismus". Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll sich auch das FBI eingeschalten haben. Zuvor hatten sich Anhänger von WikiLeaks-Gründer Julian Assage zu der Angriffswelle bekannt. Sicherheitsexperten bezweifeln diese Angaben aber stark.
Das US-Heimatschutzministerium veröffentlichte bereits letzte Woche eine Warnung über mögliche Angriffe durch das sogenannte Internet der Dinge, gemeint ist die zunehmende Vernetztheit von banalen Haushaltsgegenständen wie Babyfons, Druckern und Kameras. Die Warnung bezog sich auf das Auftauchen der Schad-Software "Mirai" letzte Woche, mit der auch vernetzte Haustechnik für Angriffe zusammengeschaltet werden kann.
Das Internet der Dinge greift an
Die aktuellen Attacken seien von Dutzenden Millionen IP-Adressen ausgegangen, erklärte am Freitag der Web-Dienstleister Dyn. Dafür seien auch vernetzte Geräte wie eben Drucker oder Haustechnik missbraucht worden. Die Attacken richteten sich unter anderem gegen die sogenannte DNS-Infrastruktur, die dafür sorgt, dass Websites über das Eintippen von Webadressen zu erreichen sind. Dafür werden die Namen mit hinterlegten IP-Adressen in Zahlenform abgeglichen.
Die Angriffe begannen am Freitag gegen Mittag europäischer Zeit, die dritte Welle reichte zum Teil bis in den Samstag hinein.
DDOS-Attacken gibt es schon länger, zuletzt wurde die Schad-Software "Mirai" bekannt. Bereits im September wurde auf diese Weise mit einer außergewöhnlich massiven Attacke die Website des IT-Sicherheitsjournalisten Brian Krebs angegriffen.
Angst vor Hackern im US-Wahlkampf
Aufgrund wiederholter Hackerangriffe im US-Präsidentschaftswahlkampf - vor allem auf die US-Demokraten - verunsichert die neue Welle an Angriffen in den Vereinigten Staaten besonders. Für frühere Angriffe auf die demokratische Parteispitze wurde bislang Russland der Urheberschaft verdächtigt.
Das US-Ministerium hatte Anfang Oktober außerdem bekanntgegeben, dass die Wahlsysteme von zahlreichen US-Bundesstaaten von Hackern sondiert worden sein sollen. "Das könnte ein vorbereitender Schritt für Angriffsversuche sein", erklärte Heimatschutzminister Jeh Johnson damals. "Wir haben in einigen Fällen festgestellt, dass feindlich gesinnte Akteure Zugang zu wahlrelevanten Systemen gewonnen haben. Gegenwärtig ist uns allerdings keine Manipulation von Daten bekannt." Johnson rief die zuständigen Behörden auf, sich Unterstützung von seinem Ministerium einzuholen. Bisher hätten dies 21 der 50 Bundesstaaten getan.
Die Präsidenten- und Kongresswahl am 8. November wird von den einzelnen Bundesstaaten organisiert. Oft werden veraltete elektronische Wahlmaschinen eingesetzt. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte Ende August unter Berufung auf Unterlagen der Bundespolizei FBI von Hackerangriffen auf Wählerverzeichnisse berichtet.