Politik/Ausland

US-Doppelschlag gegen Terroristen

Die Kommandoaktion war wochenlang minutiös geplant worden, am Samstag war es dann soweit – eine Blitz-Operation nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis: Ein schwer bewaffnetes Team von amerikanischen Elitesoldaten, unterstützt von FBI- und CIA-Agenten, fährt in drei Wagen vor dem Haus des Top-Terroristen Abu Anas al-Liby, 49, vor, als diese r vom Morgengebet kommend gerade einparken will. Die Spezialkräfte schlagen die Scheiben von al-Libys Auto ein, stellen seine Waffen sicher und rasen mit dem Gefangen davon. Später erklären die USA, dass der führende Kopf von El Kaida außer Landes gebracht wurde.

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Damit geht eine 15-jährige Jagd zu Ende. Seit 1998 steht der gebürtige Libyer auf den US-Fahndungslisten ganz oben. Für seine Ergreifung waren fünf Millionen Dollar (3,7 Mio. Euro) ausgeschrieben. Er gilt als Drahtzieher der Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Dar es Salaam (Tansania). Damals starben 230 Menschen.

Terroristen-Handbuch

Al-Liby hatte sich in den frühen 1990er-Jahren Osama bin Ladens Terror-Netzwerk El Kaida angeschlossen, als dieses ihr „Hauptquartier“ noch im Sudan hatte. Später ging er nach Großbritannien, wo er als Kritiker des Gaddafi-Regimes politisches Asyl erhielt. Nach den Attacken in den beiden afrikanischen Hauptstädten wurde seine Wohnung in Großbritannien durchsucht. Die Ermittler fanden unter anderem ein 18 Kapitel umfassendes Handbuch für Terroristen-Ausbildung – inklusive einer Anleitung für Autobomben.

In Libyen konnte sich der 49-Jährige seit dem Sturz von Machthaber Gaddafi 2011 relativ frei bewegen, da die staatlichen Behörden und Sicherheitskräfte schwach sind. Doch die US-Geheimdienste machten al-Liby ausfindig und konnten ihn nun schnappen. Zunächst hieß es, die Führung in Tripolis sei in die Operation eingebunden gewesen, doch später bezeichnete diese die Festnahme des El-Kaida-Mannes als „Entführung“.

Definitiv abgestimmt mit den nationalen Behörden war der zweite Anti-Terror-Coup der USA am selben Tag. Dieser richtete sich gegen die radikal-islamische Shabaab-Miliz in Somalia, die für den verheerenden Anschlag auf ein Einkaufszentrum in Nairobi mit mehr als 70 Toten verantwortlich zeichnet. Gleich nach dem Blutbad vor knapp zwei Wochen wurde die Operation geplant, am Samstag schließlich ausgeführt. Es waren Mitglieder der US-Eliteeinheit Navy Seals (siehe rechts unten), die zu dem gefährlichen Einsatz ausrückten. Konkret handelte es sich um das „Seal Team Six“, jenen Trupp, der Osama bin Laden am 2. Mai 2011 in seinem pakistanischen Versteck in Abbottabad getötet hatte.

Angriff auf Strandvilla

Noch vor dem Morgengrauen gingen die Spezialkräfte vom Indischen Ozean kommend in der Küstenstadt Baraawe an Land. Ihr Ziel: Eine Strandvilla, in der sich hohe Mitglieder der radikalen Miliz aufgehalten haben sollen. Laut Informationen aus somalischen Sicherheitskreisen hatten es die US-Soldaten vor allem auf den aus Tschetschenien stammenden Shabaab-Führer Abu Diyad, auch als Abu Ciyad bekannt, abgesehen.

Die Terroristen lieferten sich heftige Gefechte mit den Navy Seals, die aus der Luft von Helikoptern unterstützt wurden. Ein Stunde lang wurde gekämpft. Während der amerikanische Eliteverband nach US-Angaben keine Verluste hinnehmen musst, seien mehrere Terroristen getötet worden. Ob sich darunter auch Teile des Führungskaders der Gruppe befinden, konnten die Anti-Terror-Kämpfer allerdings nicht verifizieren – sie mussten sich vorzeitig zurückziehen.

Die Region um die Küstenstadt Baraawe gilt als eine Hochburg der Shabaab in Somalia und als Tummelplatz für deren ausländische Dschihadisten. Schon 2009 hatten dort amerikanische Eliteeinheiten zugeschlagen. Damals töteten sie einen hochrangigen El-Kaida-Führer.