UNHCR: Tausende Flüchtlinge auf Routen in Afrika von Tod bedroht
Während die Ankunftszahlen von aus Afrika ankommenden Flüchtlingen in Europa wieder steigen, warnt das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) vor den Gefahren, die entlang der Flüchtlingsrouten lauern. Menschen seien dort "unaussprechlicher Brutalität und Unmenschlichkeit" ausgesetzt, so das UNHCR anlässlich der Präsentation eines aktuellen Berichts am Mittwoch.
Der Bericht mit dem Titel "On this journey, no one cares if you live or die" ("Auf dieser Reise kümmert es niemanden, ob man lebt oder stirbt"), den das UNHCR gemeinsam mit dem Mixed Migration Center (MMC) des Danish Refugee Councils erstellte, zeigt, dass in den vergangenen beiden Jahren mindestens 1.750 Menschen auf dieser Route ums Leben gekommen sind. Mit mindestens 72 Toten pro Monat sei diese Strecke eine der tödlichsten Flüchtlingsrouten der Welt, schlussfolgert das UNHCR. Etwa 28 Prozent der Todesfälle aus den Jahren 2018 und 2019 sind auf die Durchquerung der Sahara zurückzuführen. Nicht hinzugerechnet werden in dem Report die tausenden Todesfälle bei der Überquerung des Mittelmeers.
Neben der Wüste, in der Flüchtlinge immer wieder verdursten, sind laut UNHCR und MMC weitere Brennpunkte für Todesopfer Sabha, Kufra und al-Qatrun im Süden Libyens, das Schmugglerzentrum Bani Walid südöstlich von Tripolis und mehrere Orte entlang des westafrikanischen Abschnitts der Route, darunter die malische Hauptstadt Bamako und Agadez in Niger. Die Männer, Frauen und Kinder, die überleben, seien aufgrund der Traumata oft mit dauerhaften und schweren psychischen Problemen konfrontiert.
"Umfassende Gewalt der brutalsten Art"
"Zu lange sind die grauenhaften Misshandlungen, die Flüchtlinge und Migranten auf der Landroute erfahren haben, weitgehend unsichtbar geblieben", sagte UNO-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. Der aktuelle Bericht dokumentiere "Tötungen und umfassende Gewalt der brutalsten Art gegen verzweifelte Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung geflohen sind. Es bedarf starken Leaderships und konzertierten Vorgehens der Staaten in der Region mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, um diesen Grausamkeiten ein Ende zu setzen, die Opfer zu schützen und die verantwortlichen Verbrecher zu verfolgen", forderte er.
Gerade in Libyen müsse der Kampf gegen Netzwerke der Menschenhändler noch stärker zu unterstützt werden. Geflüchtete, auch solche, die bereits auf See von der libyschen Küstenwache aufgegriffen wurden, würden "oft willkürlich in offizielle Haftanstalten verschleppt und festgehalten, wo sie täglich mit Misshandlungen und entsetzlichen Bedingungen konfrontiert sind", heißt es in dem UNO-Bericht. Zudem müssten aber auch legale Alternativen zu den "gefährlichen und verzweifelten Reisen" geboten werden und die Ursachen, die zur Flucht führten, bekämpft werden.
"Der achtlose Umgang mit Flüchtlingen und Migranten, den wir auf diesen Routen erleben, ist inakzeptabel", betonte auch Bram Frouws, Leiter des Mixed Migration Centre (MMC). "Die Daten, die wir zur Verfügung stellen, zeigen erneut, dass Libyen kein sicherer Ort ist, an den Menschen zurückkehren können." Diese Beweislage könne nicht länger ignoriert werden.
Der gesamte Bericht ist hier abrufbar.