Umwälzung im Sudan könnte EU-Flüchtlingsdeal beenden
Der Sudan, in dem rund 1,1 Millionen Flüchtlinge leben, war seit jeher Knotenpunkt für Migration. Das Land verbindet die arabische und die afrikanische Welt. Seit dem Sturz von Langzeitherrscher Omar al-Bashir hat ein Militärrat die Macht übernommen, die Opposition demonstriert jedoch vehement dagegen. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob die neuen Machthaber im Land weiterhin mit der EU in Sachen Migration zusammenarbeiten werden.
Brüssel startete 2014 mit mehreren afrikanischen Ländern den Khartum-Prozess. Man wollte vor allem den Menschenschmuggel bekämpfen und Migranten schützen. Das ließ sich die EU einige Millionen kosten. Diese seien jedoch an europäische Institutionen gegangen, die im Sudan und anderen Ländern der Region das 46-Millionen-Euro-Projekt Better Migration Management (BMM) durchführen. Unter anderem werden Grenzbeamte und Polizisten trainiert. „Es geht uns nicht darum, Migration zu verhindern“, sagt BMM-Projektleiterin Sabine Wenz. „Wir wollen dafür sorgen, dass die Migranten menschenwürdiger behandelt werden.“
Berüchtigte Miliz
Khartum entsandte seine berüchtigten Schnellen Einsatztruppen (RSF), um die Grenze zu Libyen zu überwachen und Migranten festzunehmen. Die RSF bestehen großteils aus der Dschandschawid – einer arabischen Miliz, die während des Darfur-Konflikts brutal gegen die Bevölkerung vorging. Deren Chef Mohammed Hamdan Daglu, genannt Hemeti, prahlte oft, er agiere auf Wunsch der EU. Diese „verliert Millionen im Kampf gegen Migration, deswegen müssen sie uns unterstützen“, sagte er etwa dem Sender Al-Jazeera. Er ist inzwischen die Nummer zwei im militärischen Übergangsrat. Anderen Berichten zufolge soll Hemeti auch intensiv mit Schleppern und Schmugglern kooperieren.