Kiew dementiert russische Einnahme von Soledar durch Wagner-Truppe
Kiew hat die Einnahme der umkämpften ostukrainischen Stadt Soledar durch die russische Söldnertruppe Wagner dementiert. „Soledar war, ist und wird immer ukrainisch sein“, erklärte die ukrainische Armee am Mittwoch im Onlinedienst Telegram.
Sie wies auch Berichte russischer Medien zurück, wonach sich der Gründer der Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin, in den Salzminen von Soledar aufhalte. Das sei „nicht wahr“.
Die Wagner-Gruppe hatte zuvor mitgeteilt, sie habe „das gesamte Gebiet von Soledar unter ihre Kontrolle gebracht“. Zugleich sprach Prigoschin aber von anhaltenden Kämpfen im Stadtzentrum. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Soledar gilt als wichtiger Baustein des ukrainischen Festungswalls vor dem Ballungsgebiet zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Es ist der letzte Großraum im Gebiet Donbass, den die Ukrainer noch kontrollieren.
"In den vergangenen 24 Stunden haben Einheiten der ukrainischen Streitkräfte Attacken der Okkupanten bei den Ortschaften Hrjaniwka (Gebiet Charkiw), Stelmachiwka (Gebiet Luhansk), Spirne, Rosdoliwka, Wesele, Bachmut, Klischtschijiwka, Majorsk, Wodjane, Newelske, Krasnohoriwka, Marjinka und Pretschystiwka im Gebiet Donezk zurückgeschlagen", hieß es zuvor im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs am Mittwoch.
Die im Lagebericht erwähnte Stadt Bachmut liegt südlich von Soledar, die Ortschaften Rosdoliwka und Wesele nordwest, beziehungsweise nordöstlich von Soledar. Der bewusste Verzicht auf die Nennung der Kleinstadt deutete darauf hin, dass die ukrainischen Kräfte die Kontrolle über Soledar weitgehend verloren haben könnten.
Das britische Verteidigungsministerium war bereits davon ausgegangen, dass die russische Armee und Wagner-Söldner den größten Teil der kleinen Salzabbaustadt unter ihrer Kontrolle hätten. Die Salzminen befinden sich in den Vororten der Stadt. Aus Washington verlautete, dass Prigoschin möglicherweise die persönliche Kontrolle über die Minen in der Region anstrebt.
Am frühen Abend hatte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar von heftigen Sturmangriffen russischer Truppen berichtet. "Die schweren Kämpfe zur Verteidigung von Soledar dauern an", teilte sie auf Telegram mit. "Ohne Rücksicht auf seine Verluste greift der Feind weiterhin an." Das Vorfeld der ukrainischen Verteidigungslinien sei "mit Leichen der Angreifer übersät".
Der ukrainische Präsident Selenskyj bürgerte unterdessen vier prorussische Parlamentsabgeordnete aus. "Wenn Volksvertreter beschließen, nicht dem ukrainischen Volk zu dienen, sondern den Mördern, die in die Ukraine gekommen sind, dann werden unsere Schritte angemessen sein", sagte der 44-Jährige am Dienstag in seiner täglichen Videoansprache. Die Ausbürgerung sei gemäß der Verfassung auf Basis von Informationen des Geheimdienstes SBU und des Migrationsdienstes getroffen worden, sagte Selenskyj. "Unsere Dienste funktionieren."
Der ukrainische Pass wurde dabei dem Abgeordneten Viktor Medwetschuk entzogen, der im September im Rahmen eines Gefangenenaustausches nach Russland gelangte. Die anderen drei Betroffenen werden ebenfalls im Nachbarstaat vermutet. Alle vier vertraten die nach dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 verbotene Partei "Oppositionsplattform - Für das Leben". Bei allen vier Parlamentsabgeordneten wird eine vorhandene russische Staatsbürgerschaft vermutet. Ausbürgerungen von politisch unliebsamen Personen waren unter Selenskyjs Vorgänger Petro Poroschenko und in der Sowjetunion ein gängiges Mittel.