Politik/Ausland

Erdogan will "Köpfe kurdischer Rebellen zerquetschen"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat ein hartes Vorgehen gegen kurdische Kämpfer angekündigt, sollten sie nicht binnen Tagen aus Nordsyrien abziehen. Die Türkei werde die Köpfe der Rebellen zerquetschen, sollten sie das Gebiet nicht binnen der mit den USA vereinbarten 120-Stunden-Frist verlassen, sagte Erdogan am Samstag bei einer Veranstaltung in der Provinz Kayseri.

Erdogan erklärte zudem, er werde mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Gebiete der von der Türkei geplanten "Sicherheitszone" in Nordsyrien sprechen, wo nun syrische Soldaten stationiert seien. Sollte es in den Gesprächen zu keiner Lösung kommen, werde die Türkei "ihre eigenen Pläne" durchsetzen.

 

Die kurdischen Milizen in Nordsyrien haben der Türkei jedoch vorgeworfen, den vereinbarten Abzug ihrer Kämpfer aus dem Grenzgebiet zu blockieren. Die Türkei verhindere den Abzug ihrer Truppen, der Verwundeten und der Zivilisten aus dem Gebiet um die Grenzstadt Ras al-Ain, sagte der Kommandant der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefoninterview.

Die türkische Regierung hat den kurdischen Milizen wiederum vorgeworfen, gegen die vereinbarte Waffenruhe zu verstoßen. Die türkischen Streitkräfte hielten sich "vollständig" an die am Donnerstag vereinbarte Waffenruhe, erklärte das Verteidigungsministerium am Samstag.

Trotzdem hätten kurdische Kämpfer in den vergangenen 36 Stunden 14 Angriffe ausgeführt. Zwölf der Angriffe kamen laut der Türkei aus der Grenzstadt Ras al-Ain. Verübt wurden sie den Angaben zufolge mit leichten und schweren Waffen, darunter auch Raketen.

Fünftägige Waffenpause

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Donnerstag nach langen Verhandlungen mit US-Vizepräsident Mike Pence einer fünftägigen Waffenruhe zugestimmt, um den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) Zeit zum Abzug aus einer "Sicherheitszone" in Nordsyrien zu geben. Wenn alle Kämpfer der Kurdenmiliz aus dem 30 Kilometer breiten Streifen entlang der türkischen Grenze abgezogen sind, soll der Militäreinsatz ganz eingestellt werden.

Die SDF sagte zwar die Einhaltung der Waffenruhe zu, erklärte aber, dass sie nur das relativ kleine Gebiet zwischen den Städten Ras al-Ain und Tal Abjad betreffe.

Aktivisten: Türkische Angriffe trotz Waffenruhe

Nach Angaben von Aktivisten war die Türkei am Freitag aber weiterhin Luftangriffe geflohen. Bei der Bombardierung des Dorfs Bab al-Kheir wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 14 Zivilisten getötet. In Ras al-Ain gab es demnach auch Gefechte zwischen der türkischen Armee und der YPG. Auch eine AFP-Reporterin auf der türkischen Seite der Grenze hörte Gefechtslärm und sah Rauch aufsteigen.

Die Luftangriffe und der Artilleriebeschuss durch die Türkei seien eine "Verletzung" der Waffenruhe, sagte der Sprecher der von der YPG dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mustafa Bali. Erdogan drohte bereits mit einer Wiederaufnahme der Offensive, sollte die YPG-Miliz nicht wie vereinbart abziehen.

Türkischer Feldzug in Syrien

Die Türkei hatte am 9. Oktober zusammen mit verbündeten syrischen Rebellen einen Feldzug gegen die YPG im Norden des Landes begonnen. Die Türkei betrachtet die YPG, die an der Grenze zur Türkei ein großes Gebiet kontrolliert, als Terrororganisation. Für die USA waren die Kurdenkämpfer lange enge Verbündete im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).