Politik/Ausland

Medien-Empörung über Zschäpe-Auftritt

Nach dem Beginn des Prozesses gegen die mutmaßliche Rechtsradikale Beate Zschäpe und vier Neben-Angeklagten waren sich die türkischen Medien einig. Das Auftreten der 38-Jährigen vor dem Münchener Oberlandesgericht am Montag (das Verfahren wurde unterbrochen) wird als unerträglich empfunden. Ihr höhnisches Lächeln sei eine Ohrfeige für die Hinterbliebenen der vor allem türkischstämmigen Opfer, die aus nationalsozialistischen und rassistischen Motiven ermordet worden seien. Auf den Punkt brachte es die Zeitung Türkiye: „Jahrhundert-Prozess begonnen. Arrogante Show der Nazi-Braut“.

Als Provokation wird weiters empfunden, dass die Verdächtige als mutmaßliches Mitglied des braunen Netzwerks „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ohne Handschellen mit verschränkten Armen erscheinen durfte. In der Türkei werden Verdächtige meist mit auf den Rücken gedrehten Armen und gesenkten Köpfen regelrecht vorgeführt.

Auch die Pannen und Ungereimtheiten werden im türkischen Blätterwald breit aufgerollt. Die Verwicklung von rechtsgerichteten Polizisten legt für viele Kommentatoren den Schluss nahe, dass – wie in der Türkei in der Vergangenheit – auch in Deutschland dunkle Mächte die Strippen zögen. Und so finden sich die als Musterknaben auftretenden Deutschen in der Türkei nun selbst am Pranger.

„Es ist an der Zeit, zu zeigen, dass Taten von Extremisten wie dieser Nazi-Gruppe, nicht länger straflos bleiben“, sagte der Vorsitzende der Menschenrechtskommission im türkischen Parlament, Sefer Üstün, der türkischen Zeitung Today’s Zaman. Das Gericht habe die Verantwortung, eine „historische Entscheidung“ gegen Rassismus und Diskriminierung in der deutschen Gesellschaft zu treffen.

Und Üstün geht noch einen Schritt weiter: „Ich meine, dass die deutschen Institutionen anerkennen müssen, dass es ein großes, systemrelevantes Problem im Land gibt, dass diese rassistischen Elemente immer neu hervorbringt.“ Es sei schwer zu verstehen, wie sich die Täter mehr als ein Jahrzehnt frei bewegen konnten, während sie Banken ausraubten und Morde begingen.

Medienrummel um Prozessbeginn am Montag

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