Tsipras-Partnerin: "Rote Betty" gibt rote Linien vor
Am Dienstag, dem 28. Juli, hat der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras Geburtstag, er wird 41. In Athen macht man kein Geheimnis daraus, dass seine Lebenspartnerin, Peristera "Betty" Baziana, keine offizielle Party für den Premier ausrichten wird. Denn die Pflichten einer First Lady, öffentliche Auftritte und PR-Shows sind ihr zuwider. Das ist nicht die Art der Universitätsdozentin und Computer-Wissenschaftlerin mit mehr als 30 internationalen Publikationen. Protz und Pomp sind der schüchtern wirkenden Frau unangenehm. Sie meidet auch die "Villa Maximos", den Amtssitz des Regierungschefs, und zieht das Leben mit den zwei kleinen Söhnen in einer unscheinbaren Innenstadtwohnung in Kypseli vor, einer Gegend mit vielen arbeitslosen Einwanderern.
Kommunistische "rote Hexe"
Frau Baziana hält sich lieber diskret abseits – und das seit vielen Jahren mit Erfolg. Sie ist eine überzeugte Linke, geschult in marxistischer Dialektik. Schon im Gymnasium machte sie gegen schlechte Lehrer mobil und schloss sich der Kommunistischen Jugend an – das brachte ihr schon damals den Beinamen "Rote Betty" ein. Für Konservative bleibt sie die "rote Hexe".
In der Schule lernte die Tochter griechischer Kleinbauern den Unternehmer-Sohn Alexis Tsipras kennen – und lieben. Seine Flausen für den Fußballklub Panathinaikos Athen trieb sie ihm schnell aus. Und er begriff, wenn die Beziehung Bestand haben sollte, muss er sich ihrem Drang beugen. Gemeinsam besetzten sie mit 17 Jahren das Schulgebäude, weil eine rechtsgerichtete Regierung 1991 eine unpopuläre Bildungsreform durchsetzen wollte. Hunderttausende Schüler im ganzen Land folgten ihnen. "Das war das Schlüsselerlebnis ihrer Jugend", berichtete die BBC in einem Porträt der beiden und erwähnte, dass Tsipras der Einzige gewesen war, der wusste, wie man mit der Presse umgeht.
Ein Sohn namens Ernesto
Seit den Schülerprotesten sind Baziana und Tsipras unzertrennlich. Gemeinsam studierten sie an der Technischen Universität von Athen und verschrieben ihre gesamte Freizeit der Politik. Ihren zweijährigen Sohn nannten sie Orpheus Ernesto, als Hommage an den legendären lateinamerikanischen Revolutionär Che Guevara.
Seit Kurzem steht Betty Baziana gegen ihren Willen doch im Zentrum der Aufmerksamkeit: Zu verdanken hat sie das dem stets sehr gut informierten französischen Satire-Magazin Le Canard Enchaîné. Tsipras habe François Hollande Folgendes geflüstert: Wenn er allen Forderungen der EU nachgibt, werde er nicht nur seine Partei Syriza, sondern auch seine langjährige Partnerin verlieren. Denn die sei "eine Hardlinerin" und stehe weit links von ihm.
Wird die Partnerschaft auch das dritte Sparpaket überstehen? Darüber wird in griechischen Polit-Kreisen spekuliert, da der Premierminister viele Versprechen aufgeben musste und auch gegen die Devise seiner Betty handelte, die verlangt, dass es "dem Volk gut gehen soll".
Streit im Hause Tsipras?
Insider sind davon überzeugt, dass die exzellente Analytikerin Betty Baziana in der Familie die politischen Vorgaben macht und die roten Linien zieht. Ob es jetzt nach dem rigiden Sparprogramm Streit im Hause Tsipras gibt, ist nicht bekannt und Freunde der Familie halten sich zurück.
Tipps von außen lässt Frau Baziana nicht zu. Die französische Vogue schlug ihr in einem Artikel vor, künftig nur noch unauffällige Kleidung zu wählen, die man häufig tragen könne. Sie solle sich die amerikanische First Lady Michelle Obama oder Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Vorbild nehmen. Baziani hat nämlich eine Vorliebe für T-Shirts, grelle Farben und Röcke mit großen Mustern.
Ratschläge vom kapitalistischen Hochglanz-Modemagazin haben ihr gerade noch gefehlt: sie wisse selbst, was ihr passe, und außerdem stehe sie ja nicht in der Öffentlichkeit, schmetterte sie die Modetipps ab und betonte, dass sie Shopping als Zeitverschwendung ablehne. Statt dessen kümmert sie sich lieber um ihre wissenschaftliche Karriere, Haushalt, gemeinsame Essen mit engen Freunden und um ihre beiden Kindern. Ihren Partner Alexis vergattert sie, wann immer er kann, den Söhnen vor dem Einschlafen eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen.