Trumps Mauerbau zu Mexiko „löst keines der Probleme“
Von Walter Friedl
Migration. Einmal will er die Mauer ausbauen, dann die Grenze zu Mexiko schließen – seit er in die politisches Arena gestiegen ist, ist der Schutz der Südgrenze der USA gegen Migranten eines der Hauptthemen des jetzigen Präsidenten Donald Trump. „Damit ging und geht er auf Stimmenfang. Eine Barriere jedweder Art löst aber keines der Problem. Die liegen woanders“, sagt der Salesianer-Pater Juan Carlos Quirarte im KURIER-Gespräch, der jahrelang in der gewalttätigen Grenzstadt Ciudad Juarez gelebt hat.
Die Migranten würden an der 3600 km langen Grenze immer ein Schlupfloch finden – durch Tunnels, mittels Bestechungen oder sonst wie. „Man muss die Sache an der Wurzel anpacken. Wenn man die Mittel zur Sicherung der Grenze in Wirtschafts- und Sozialprogramme in den Süden steckte, würden sich die Menschen erst gar nicht auf den Weg machen“, so der 44-Jährige, der auf Einladung der entwicklungspolitischen Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“ (JEW) jüngst in Wien war.
Fluchtursache Gewalt
Es seien eben diese Perspektivlosigkeit, aber auch die ausuferende Gewalt, die viele Hispanics in die Flucht trieben. Letzteres kennt der Geistliche aus seiner Zeit in Ciudad Juarez nur zu gut. „Einst war sie die gewalttätigste Stadt auf der ganze Welt. Noch vor wenigen Jahren verzeichnete man dort 280 Morde pro Monat (also fast zehn pro Tag). Und das bei einer Einwohnerzahl von 1,5 Millionen“, sagt Quirarte.
Prävention durch "Drei-Tore-Fußball"
Er setzte sich damals wie heute für den Schutz von Kindern ein – und wird dabei von JEW unterstützt. Und er war damals bei dem ins Leben gerufenen Runden Sicherheits-Tisch dabei. Im Zusammenspiel zwischen Unternehmen, die freiwillig in einen Topf einzahlten, um die (Drogen-)Kriminalität zu bekämpfen, Militär und Polizei sowie Zivilgesellschaft sei es gelungen, die Zahl der Morde auf 120 pro Monat mehr als zu halbieren.
Dem Mönch gehe es darum, die vielfältig in den „Köpfen der Menschen verankerte Gewaltstruktur“ aufzubrechen. Das fange bei Kindern und Jugendlichen an. „Wir versuchen mit dem Drei-Tor-Fußball, bei dem auf einem Sechseck drei Mannschaften gegeneinander spielen, auch ein neues Mindsetting in den Köpfen zu entwickeln“, so Quirarte. So gewinne jenes Team, das am wenigsten Tore erhält, nicht Attacke stehe im Vordergrund, sondern Verteidigung. Um dieses Projekt voranzubringen, habe man eine Kooperation mit Real Madrid angebahnt.Walter Friedl