Politik/Ausland

Trump schaut bis zu acht Stunden pro Tag fern

Kurz nachdem Barack Obama Präsident der Vereinigten Staaten wurde, schaute das Land gebannt auf seine Haare: Unter der Arbeitsbelastung wurden sie in einem erschreckenden Tempo grau. Sein Nachfolger, Donald Trump, lässt es gemütlicher angehen. Die New York Times hat einer umfassenden Recherche, die über sechzig Interviews umfasst, das neue Leben des Donald Trump rekonstruiert - und legt wie erwartet einen Fokus auf die Twitteraktivitäten und den TV-Konsum des Präsidenten.

Gegen 5:30 steht Trump jeden Tag auf, aber nicht um zu arbeiten, sondern um sich die Morgenshows anzusehen, vor allem das von ihm präferierte "Fox & Friends", manchmal auch das von ihm an sich verhasste "Morning Joe". Je weniger ihm gefällt, was er sieht, desto größer die Chance, dass er zu seinem Handy greift und mit Tweets um sich schlägt. Erst zwischen 9 und 9:30 Uhr beginnt Trump seinen Arbeitstag, auch wenn sein neuer Stabschef John F. Kelly versucht, Trumps Freizeit so weit wie möglich zu beschränken - um ihn vom twittern und fernsehen fernzuhalten.

Aber ein Fernseher läuft fast immer, wenn Trump irgendwo arbeitet, mal laut, mal stumm. Bis zu acht Stunden pro Tag verbringt er mehr oder weniger intensiv vor dem Schirm - es ist seine wichtigste Informationsquelle; noch vor den Briefings, die er mündlich und möglichst knapp bekommt. Immerhin versucht Stabschef Kelly, Nachrichten fragwürdiger Portale, denen Trump gerne Glauben schenkt, möglichst fernzuhalten. Wie es überhaupt eine seiner wichtigsten Aufgaben ist, den Zugang zu Trump zu erschweren: Er lässt sich leicht beeinflussen und in den ersten Monaten war die Tür zum Oval Office meist offen; es herrschte ein chaotisches Kommen und Gehen.

Auch mit dem Dienstpersonal tauscht er sich gerne aus, wenn er das kommentiert, was er gerade im Fernsehen sieht. Und er steht in regem Kontakt mit dem Dienstpersonal, weil er sich pro Tag rund ein Dutzend Dosen Diet Coke bringen lässt - was insofern erstaunlich ist, weil er sich auf Twitter einst über Diet-Coke-Trinker lustig machte: Er habe noch nie eine dünne Person gesehen, die Diet Coke trinkt, twitterte er 2012.

"Falsch!": Trump dementiert

US-Präsident Donald Trump hat seinen exzessiven TV-Konsum bestritten: "Falsch!" lautete am Montag sein Kurzkommentar zu einem Bericht der "New York Times". Trump erklärte im Internetdienst Twitter auch, dass er "selten, wenn überhaupt", die Sender CNN und MSNBC schaue. Diese Kanäle verbreiteten "Falschnachrichten". Beide Sender berichten dezidiert kritisch über Trump. Die "New York Times" hatte - siehe oben - unter Berufung auf das Umfeld des Präsidenten berichtet, dass Trump bereits unmittelbar nach dem Aufstehen die Nachrichtensender einschalte. Dabei schaue er nicht nur den ihm überaus wohlgesonnenen Sender Fox News, sondern auch CNN und MSNBC.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump überaus sensibel auf Berichte über seine Fernsehgewohnheiten reagiert. "Ich schaue nicht viel Fernsehen", sagte er Reportern an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One während seiner jüngsten Asienreise. Tatsächlich lese er vor allem "Dokumente". Er lese viel mehr als er Fernsehen schaue, beteuerte Trump damals.