Politik/Ausland

Trump ist Clinton dicht auf den Fersen

"Was meinen Sie denn?", antwortete Donald Trump leicht verdattert auf die Frage von US-Starmoderator Jimmy Fallon. Der Gastgeber der Tonight-Show auf NBC grinste breit: "Darf ich Ihnen durch die Haare fahren?" Das Publikum tobte, der republikanische Präsidentschaftskandidat neigte sein Haupt ein wenig in Richtung Fallon – und der griff zu: Seither weiß die Welt, dass der 70-jährige Multimilliardär kein gelbstichiges Toupet trägt, sondern sein eigenes, gefärbtes Haar.

Der Vorsprung schmilzt

Was sich für den Sender als Quotenhit erwies, wurde dem Moderator aber auch schwer angekreidet: Er sei mit Trump viel zu sanft umgegangen, hieß es aus dem demokratischen Lager – und das in Zeiten, wo Trump seinen Rückstand gegenüber Hillary Clinton in den nationalen Umfragen zuletzt schon fast wettmachen konnte. Im Schnitt liegt die demokratische Präsidentschaftskandidatin derzeit nur noch rund zwei Prozentpunkte vor ihrem konservativen Kontrahenten. Für die Demokraten besonders beunruhigend: Auch in den umkämpften "swing states", die mal republikanisch, mal wieder demokratisch wählen, schmilzt der Vorsprung Clintons. Ihr kurzzeitiger gesundheitlicher Einbruch – sie litt an einer leichten Lungenentzündung – dürfte der Popularität der 69-jährigen Ex-Außenministerin dabei weniger geschadet haben als befürchtet. Vielmehr laboriert Hillary Clinton an ihrem alten Problem: Viele Amerikaner mögen sie einfach nicht.

Wenn die amerikanischen Wähler am 8. November zum ersten Mal bei ihren Präsidentenwahlen den Namen einer Frau auf dem Stimmzettel sehen, heißt dies eine große Mehrheit der US-Bürger laut Umfragen gut. Doch auf die Fragen der Meinungsforscher für eine New York Times/CBS-Umfrage antwortete nahezu die Hälfte der Befragten: Ihnen wäre es lieber, wenn diese Frau nicht ausgerechnet Hillary Clinton wäre.

52 Prozent der US-Bürgerinnen, die voraussichtlich wählen gehen werden, wollen für die Demokratin stimmen, Donald Trump hat hingegen ein Problem mit Frauen: Nur 39 Prozent aller weiblichen Wählerstimmen könnten an ihn gehen. Und diesen Anteil dürfte Trump auch nach seiner jüngsten Breitseite gegen seine Kontrahentin nicht gesteigert haben. Da schlug er vor, Hillary Clintons Leibwächter entwaffnen zu lassen – zumal sie ja gegen den zweiten Verfassungszusatz (das Recht, Waffen zu tragen) agitiere. "Sie will ja keine Waffen", ätzte Trump, "lasst uns sehen, was mit ihr passiert ..." Wer es so verstehen wollte, hörte darin einen – abermaligen – Aufruf zur Gewalt gegen seine Rivalin.