Thailand: König Bhumibols lange Himmelfahrt
Nach einem Jahr Trauer wird in Thailand nun der Leichnam des verstorbenen Königs Bhumibol eingeäschert. Aus dem ganzen Land kommen Königstreue nach Bangkok. Auch von der Regenzeit lassen sie sich nicht abhalten.
Auf dem Flughafen der thailändischen Provinzstadt Krabi: eine Trauergemeinde von 30 Leuten auf dem Weg in die Hauptstadt, alle in Schwarz. In Bangkoks Hauptbahnhof Hua Lamphong: Hunderte Frauen und Männer, die aus den Zügen hasten, alle in Schwarz. Rund um den Großen Palast, die alte Königsresidenz: Tausende, die trotz eines stundenlangen Gewitterregens draußen übernachtet haben. Viele völlig durchnässt, alle in Schwarz.
Fünf Tage
Mehr als ein Jahr nach dem Tod von König Bhumibol bereitet sich Thailand auf eine Feuerbestattung vor, wie sie das Land noch nie gesehen hat. Fünf Tage lang dauert die Zeremonie, mit der sich die Thais von dem Mann verabschieden, der 70 Jahre und 126 Tage lang ihr Staatsoberhaupt war. Auftakt war am Mittwoch mit Gesängen von buddhistischen Mönchen. Höhepunkt ist an diesem Donnerstag, wenn Bhumibols Leichnam nach einem strengen Ritual eingeäschert wird.
Wie ein Halbgott
Die Trauer um den "Vater der Nation", den sie hier wie einen Halbgott verehren, war immens. So ähnlich ist es nun wieder - wobei von offizieller Seite auch sehr viel dafür getan wird. Alle Kritik am Königshaus wird durch ein strenges Gesetz unterbunden.
"Ich muss einfach hier sein - egal, wie heftig es regnet", sagt Kanokporn Netsarika, die für die Trauerfeiern 840 Kilometer Weg aus Phuket im Süden auf sich genommen hat. Am Dienstag war die 58-Jährige eine der ersten an den Absperrungen. Dafür wird sie nun aber auch ganz vorne stehen, wenn der mehr als zwei Jahrhundert alte und 13 Tonnen schwere Holzwagen mit der Königlichen Urne von Soldaten vorbeigezogen wird.
Dazu gehört die Frage, wie Bhumibols Leichnam so lange konserviert werden konnte. Kaum jemand redet auch darüber, dass die Königliche Urne, die aus dem Großen Palast drei Stunden lang zum eigens gebauten Krematorium gezogen wird, eigentlich leer ist. Bisher wurden alle toten Thai-Könige darin eingeäschert, sitzend in einer Meditationspose, was den Aufstieg zum Himmel erleichtern soll. Bhumibol entschied sich jedoch für einen Sarg. Sein Leichnam wird kurz vor der Prozession in aller Stille zur Verbrennung gebracht.
(Von Christoph Sator/dpa)