Politik/Ausland

Terror, Trump, Wutwähler: Der Aufstand der Zornigen

Es war ein Jahr, das auch überzeugte Optimisten strapazierte. Die Kriege im Nahen Osten, Terror und establishment-müde Wähler sorgten weltweit für Überraschungen.


US-Wahl
Die vermutlich größte davon war der Wahlsieg vonDonald Trump, der nun im Jänner zum neuen US-Präsidenten angelobt wird. Der New Yorker Milliardär strafte alle Meinungsforscher, die einen Sieg Hillary Clintons prognostiziert hatten, Lügen. Die weißen Arbeiter in den heruntergewirtschafteten Industriestaaten des US-Mittelwestens ("Der Rostgürtel") trugen Trump zum Wahlsieg. Seine Versprechen, von der Rückkehr von Kohlebergwerken und Stahlindustrie bis zum Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, wird Trump wohl nicht halten können.

Doch seine Provokationen und sein rechtskonservatives Kabinett aus alten Millionären könnte bald für internationale Verstimmung sorgen. Besonders mit China scheint Trump sich anlegen zu wollen.


Krieg in Syrien
Im sechsten Jahr desverheerenden Bürgerkriegs in Syrienhaben die Fronten begonnen, sich zu verschieben – zugunsten des syrischen Machthabers Assad. Möglich wurde dies vor allem durch das massive Eingreifen Russlands. Dauerbombardements der russischen und der syrischen Luftwaffe legten zahllose Stellungen der Rebellen in Schutt und Asche. Auf dem Boden mischen immer mehr schiitische Kämpfer aus dem Iran oder der libanesischen Hisbollah auf der Seite von Damaskus mit.

Zu leiden haben vor allem Millionen Zivilisten. Zermürbt und am Ende aller Kräfte geben die Rebellen im Dezember im belagerten Osten der Stadt Aleppo auf – der bisher größte militärische Erfolg für das Regime. Weit mehr als 100.000 Menschen müssen aus der völlig zerstörten Stadt gerettet werden. Der Krieg hat damit noch lange kein Ende – ebenso wie im Irak, wo eine internationale Allianz rund um die Stadt Mossul gegen den "Islamischen Staat" (IS) kämpft. Dessen Anhänger erleiden 2016 erstmals empfindliche Niederlagen, sie müssen große Gebiete im Irak und teils auch in Syrien aufgeben.


Putschversuch in der Türkei
DerPutschversuchin der Nacht des 15. Juli überrascht den türkischen Präsidenten Erdoğan ebenso wie den Rest der Welt. Doch wenige Stunden später schlägt das Pendel wieder um – die Staatsmacht greift mit voller Härte durch. Zigtausende Menschen werden verhaftet, darunter viele kurdische Oppositionspolitiker und Journalisten. In den folgenden Monaten werden mehr als 125.000 Menschen entlassen oder vom Dienst suspendiert. Das Land bewegt sich in Richtung Diktatur. Die türkische Führung beschuldigt den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen, Drahtzieher des versuchten Putsches zu sein.
Brexit
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Gewaltige Schockwellen sandte heuer auchGroßbritanniendurch Europa: Entgegen allen Erwartungen stimmten die Briten im Juni mit knapper Mehrheit für einen Ausstieg aus der Europäischen Union("Brexit"). Hauptsächlicher Grund, um der EU bye-bye zu sagen: Die Briten wollen die Zuwanderung, besonders jene aus den osteuropäischen EU-Ländern, radikal eindämmen. Was der Ausstieg aus der EU langfristig für das United Kingdom, aber auch für die 27 anderen EU-Mitgliedsstaaten bedeutet, weiß derzeit noch niemand. Das sorgt dies- und jenseits des Ärmelkanals für erhebliche Verunsicherung. Nur eine Botschaft aus Brüssel hat London jetzt schon erhalten: Wenn ihr gehen wollt, bitte geht – aber dann auf die harte Tour: ohne Abschiedsgeschenke.