Terrorverdächtiger Abrini in Brüssel gefasst
Er war einer der meistgesuchten Männer Europas – Mohamed Abrini. Der 30-jährige Belgier mit marokkanischen Wurzeln gilt als ein Mittäter der Paris-Attentate vom 13. November, bei dem 130 Menschen getötet wurden. Seine Spuren führen aber auch zu den Attentaten von Brüssel. In jener Wohnung, wo die Brüssel-Attentäter ihre Bomben gebaut hatten, wurden Abrinis DNA-Spuren entdeckt.
Freitag Nachmittag wurde er in Anderlecht, einer Gemeinde innerhalb der Region Brüssel Hauptstadt, von Sonderermittlern verhaftet. Zusammen mit ihm wurden noch vier weitere Terrorverdächtige festgenommen, bestätigte die Brüsseler Staatsanwaltschaft am Abend. Bei den Pariser Attentaten selbst war Abrini nicht vor Ort.
Er dürfte aber in die Planung, das Mieten von Autos und Wohnungen, maßgeblich involviert gewesen sein: Zwei Tage vor den Terrorangriffen wurde er am 11. November um 19 Uhr an einer Tankstelle in Ressons nördlich von Paris von einer Überwachungskamera gefilmt (siehe Foto). Er war gemeinsam mit dem vor drei Wochen inhaftierten Terrorverdächtigen Salah Abdeslam unterwegs.
Abrini saß am Steuer eines Renault Clio, den die Attentäter bei ihren Anschlägen zwei Tage später in Paris benutzt hatten. Abrini soll auch in Syrien für den "Islamischen Staat" gekämpft haben. Zuvor hatte er eine Gefängnisstrafe verbüßt – wegen eines Raubüberfalles. In den belgischen Medien tauchten unmittelbar nach Bekanntwerden von Abrinis Verhaftung Gerüchte auf, dass es sich bei ihm auch um den sogenannten "Mann mit Hut" handeln könnte. Dieser hatte am 22. März bei den Anschlägen auf den Brüsseler Flughafen die beiden Selbstmordattentäter begleitet. Auf Fotos ist der Mann nur verschwommen zu erkennen.
Videoaufnahmen
Anders als Ibrahim El Bakraoui und Najim Laachraoui, die sich in der Flughafenhalle in die Luft gesprengt hatten, zündete der "Mann mit Hut" den Sprengsatz in seiner Reisetasche nicht, sondern marschierte ruhig aus der Halle hinaus. Videoaufnahmen zeigen den Mann, wie er unaufgeregt in Richtung Stadtzentrum ging. Gerade diese Videoaufnahmen, die erst am Donnerstag neu gezeigt wurden, könnten nun die entscheidenden Hinweise für die Verhaftung der Terrorzelle gebracht haben, hieß es gestern.
Bei einem der vier weiteren Verhafteten handelt es sich um den gebürtigen Schweden Osama Kayem. Auch er hat für den Islamischen Staat in Syrien gekämpft und kehrte erst im Oktober zurück nach Europa. Kayem soll bis kurz vor der fatalen Explosion an der Seite von Khalid El Bakraoui gewesen sein, der sich in der Brüsseler U-Bahn in der Station Maelbeek in die Luft gesprengt hatte. Er hatte auch die Taschen gekauft, in die die Attentäter ihre Bomben gepackt haben.
Der einzige lebend gefasste Paris-Attentäter Salah Abdeslam wartet indessen auf seine Auslieferung an Frankreich. Vier Tage, nachdem der 26-jährige Islamist verhaftet worden war, wurde Brüssel von der jüngsten Terrorwelle überrollt. Abdeslam hatte sich ursprünglich in Paris im Fußballstadion in die Luft sprengen wollen, machte dann aber einen Rückzieher.