Politik/Ausland

Dritter Flughafen-Attentäter offenbar gefasst

Der dritte Attentäter vom Brüsseler Flughafen soll nach einem Zeitungsbericht gefasst und identifiziert worden sein. Die Zeitung "Le Soir" berichtete am Samstag unter Berufung auf gute Quellen, der in der Nacht zum Freitag festgenommene Faycal C. sei von dem Taxifahrer identifiziert worden, der das Terrorkommando zum Flughafen gebracht habe. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

DNA-Analyse steht noch aus

Wie der Sender RTBF berichtete, wurde noch auf das Ergebnis einer DNA-Analyse gewartet. Die Staatsanwaltschaft teilte am Samstag mit, dass am Freitag Haftbefehl gegen Faycal C. wegen Beteiligung an terroristischen Morden erlassen wurde. Bei einer Durchsuchung seien bei C. weder Waffen noch Sprengstoff gefunden worden.

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Seit dem Bombenanschlag am Brüsseler Flughafen am Dienstag mit mindestens elf Toten war fieberhaft nach dem Mann gesucht worden. Auf dem Bild der Überwachungskamera ist er in der Flughafenhalle rechts von den beiden Selbstmordattentätern Najim Laachraoui (24) und Ibrahim El Bakraoui (29) mit weißer Jacke und schwarzem Hut zu sehen.

Hinweise auf Anschlag bereits vor einem Jahr entdeckt

Die griechische Polizei soll bereits im Jänner 2015 in zwei Wohnungen in Athen Pläne entdeckt haben, die auf einen Terroranschlag auf dem Flughafen von Brüssel hindeuteten. Schon damals seien die belgischen Behörden informiert worden, berichtete der Athener Nachrichtensender Skai am Samstag unter Berufung auf die griechische Polizei. Unter anderem sei eine Karte des Flughafens von Brüssel gefunden worden. Eine offizielle Erklärung der Polizei dazu gab es zunächst nicht.

Nach der Festnahme von C. hatte es bereits am Freitag Spekulationen gegeben, wonach es sich bei ihm um den Gesuchten handeln könnte. Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitag die Festnahme von C. bestätigt, aber keine Angaben zu Verbindungen zu den Flughafenattentätern gemacht.

Gedenkmarsch fällt aus

Die Polizei ist indes schon so überlastet, dass ein für Sonntag geplanter Gedenkmarsch in Brüssel abgesagt werden musste. Innenminister Jan Jambon und der Brüsseler Bürgermeister Yvan Mayeur appellierten am Samstag an die Bürger, nicht zusammenzukommen. Organisatoren schlossen sich der Forderung an. "Die Sicherheit der Bürger ist eine unbedingte Priorität (...). Wir bitten daher unsererseits die Bürger, an diesem Sonntag nicht nach Brüssel zu kommen", teilte einer der Organisatoren mit. Er äußerte sich zwar im Namen der Organisatoren. Allerdings steckt hinter dem Marsch eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Initiativen. Jambon und Mayeur hatten zuvor erklärt, die Polizeikräfte würden für die noch laufenden Fahndungen benötigt. "Wir teilen natürlich die Gefühle der Bevölkerung. Aber wir wollen, dass die Demonstrationen um einige Wochen verschoben werden", teilten sie laut Nachrichtenagentur Belga mit. Mit dem "Marsch gegen die Angst", einer Schweigeminute und Ansprachen von Opfern, wollten mehrere Tausend Menschen der Anschläge gedenken.

Die Zahlen zeigen das Ausmaß des Schreckens: Insgesamt 2449 Personen waren nach jüngsten Angaben des belgischen nationalen Krisenzentrums von den Brüsseler Anschlägen vom Dienstag betroffen, viele davon stehen unter Schock.

Es gibt 340 Verletzte. Von diesen waren 101 Personen am Samstag noch im Krankenhaus, darunter 62 auf der Intensivstation. 32 Menschen wurden in einem Spezialzentrum für schwere Verbrennungen versorgt. Die Verletzten kommen insgesamt aus 19 Ländern sowie Belgien.

31 Menschen kamen bei den Anschlägen am Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn ums Leben, darunter die drei Selbstmordattentäter. Von den 28 unschuldigen Opfern wurden bisher 24 identifiziert - 14 am Flughafen, 10 an der Metrostation Maelbeek. 13 der Toten waren Belgier, 11 kamen aus insgesamt acht verschiedenen anderen Ländern. Ihre Nationalitäten sind zum Teil öffentlich, so ist unter den Toten auch eine Deutsche.

Die Familien der belgischen Opfer sind nach Angaben des Krisenzentrums von der Polizei informiert worden. Im Fall der ausländischen Opfer steht das belgische Außenministerium mit den betreffenden Botschaften in Kontakt. Spezialisten der belgischen Polizei bemühen sich derweil weiter um die Identifizierung der verbleibenden Opfer. Dabei arbeiten sie mit Rechtsmedizinern zusammen, mit Fachleuten für Genmaterial und mit auf das Gebiss spezialisierten Experten. Auch die internationale Polizeibehörde Interpol ist vertreten.