Politik/Ausland

IS soll zahlreiche Christen getötet haben

Im Norden Syriens soll die Terrormiliz "Islamischer Staat" zahlreiche Christen ermordet haben. Die Opfer sollen am Montag verschleppt worden sein. Laut Zeit online wurden 15 assyrische Christen getötet. Zeit online bezieht sich dabei auf christliche Nachrichtenportale. Unterschiedliche Angaben gibt es darüber, wie viele Christen insgesamt verschleppt wurden.

Es sollen außerdem Verhandlungen über die Freilassung von mindestens 220 entführten Christen im Nordosten Syriens laufen. Die Gespräche mit den Extremisten würden von Vertretern der assyrischen Christen sowie sunnitischen Stammesführern geführt, sagte Osama Edward, Leiter des Assyrischen Netzwerks für Menschenrechte, am Freitag. "Wir sind hinsichtlich der laufenden Verhandlungen hoffnungsvoll", so Edward. Die sunnitischen Extremisten hatten Anfang der Woche nordwestlich der Stadt Al-Hassaka mehrere von assyrischen Christen bewohnte Dörfer unter Kontrolle gebracht. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte brachten sie 220 Menschen in ihre Gewalt. Assyrische Aktivisten sprachen von fast 270 Geiseln. Laut Edward flohen rund 6000 Menschen vor der IS-Terrormiliz in umliegende Städte.

Demnach gingen die Kämpfe zwischen den Extremisten und kurdischen Einheiten um die assyrischen Dörfer auch am Freitag weiter. Heftige Gefechte zwischen beiden Seiten gab es auch nordwestlich von Al-Hassaka um den Ort Tel Khamis nahe der Grenze zum Irak. Bei den Kämpfen dort seien in den vergangenen sechs Tagen 175 Extremisten und Dutzende ihrer Gegner getötet worden, erklärten die syrischen Menschenrechtsbeobachter. Die Kurden hätten etliche Dörfer erobert

Eroberung zur Finanzierung

Die Extremistenorganisation muss nach Einschätzung von Finanzexperten zur Machterhaltung weitere Gebiete erobern, um ihren großen Finanzbedarf zu decken. "Um das Finanzmanagement und die Ausgaben in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu sichern, muss er (IS) in der Lage sein, weiteres Territorium zur Ausbeutung in seine Gewalt zu bringen", erklärte die Pariser Financial Action Task Force (FATF) am Freitag. Sie ist ein Zusammenschluss von Regierungsvertretern aus der ganzen Welt, die sich mit der Bekämpfung der Geldwäsche befassen.

Strategie: Einkommensquellen kappen

Nach Erkenntnissen der Gruppe finanzieren sich die Extremisten über Ölverkäufe sowie über kriminelle Aktionen wie Diebstahl und Erpressung. Sie von diesen Einkommensquellen abzuschneiden stelle für die internationale Gemeinschaft eine Herausforderung dar, aber auch eine Chance, den IS zu zerschlagen.

Darauf zielten auch die Aktionen der USA und ihrer Verbündeten in der Region ab. Die Luftangriffe auf die vom IS kontrollierten Öleinrichtungen wie auch der gefallene Ölpreis hätten die Einnahmen des IS bereits dramatisch minimiert, erklärte die FATF in ihrem Bericht.

Mehr als 25.000 Ägypter nach Enthauptungsvideo geflohen

Nach der Veröffentlichung eines Videos, das die Enthauptung koptischer Christen aus Ägypten durch die Dschihadistenmiliz in Libyen zeigt, sind mehr als 25.000 Ägypter aus dem Nachbarland geflohen. Etwa 21.400 Menschen seien am Grenzübergang Sallum aus Libyen nach Ägypten eingereist, teilte das Außenministerium in Kairo am Freitag mit. Weitere 4100 Menschen seien zunächst nach Tunesien gereist und von dort nach Ägypten geflogen worden.

Der libysche IS-Ableger hatte Mitte Februar ein Video veröffentlicht, dass die Enthauptung von 21 koptischen Christen zeigte, die meisten von ihnen Ägypter. Als Vergeltung flog die ägyptische Luftwaffe zusammen mit den libyschen Streitkräften Angriffe auf IS-Stellungen in Libyen. Zudem rief Kairo alle Ägypter auf, Libyen zu verlassen.

Es wird geschätzt, dass die Zahl der in Libyen lebenden Ägypter in die Hunderttausende geht. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 herrschen in dem Land Chaos und Gewalt.

Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat am Donnerstag ein Video veröffentlicht, das Kämpfer im Nordirak bei der Zerstörung jahrtausendealter Kulturschätze zeigt: In dem fünfminütigen Video sind Extremisten im Museum der nordirakischen Großstadt Mossul zu sehen, wie sie Statuen von ihren Podesten stoßen und mit Vorschlaghämmern in Stücke schlagen.

Wertvoll wie die Sphinx

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Mit einer Art Schlagbohrer zerstört ein Mann eine mehr als 2600 Jahre alte assyrische Türhüterfigur: Die Videoszenen der Vernichtung unwiederbringlicher mesopotamischer Kunst- und Kulturgüter im Museum von Mossul und bei der Grabungsstätte Ninive wurden auf Konten in Sozialen Netzwerken veröffentlicht, die dem "Islamischen Staat" zugeschriebenen werden.Die Türhüterfigur "ist eine Ikone der altorientalischen Bildkunst", klagte der Direktor des Vorderasisatischen Museums in Berlin. Er verglich sie in ihrer Bedeutung mit der Sphinx.

In einer anderen Szene ist zu sehen, wie sie einen Presslufthammer verwenden, um die große Statue eines assyrischen geflügelten Bullen in einer Ausgrabungsstätte der Stadt zu zerstören. Ein bärtiger Extremist sagt in dem Video, die zerstörten Statuen seien früher an der Stelle Gottes angebetet worden. Er rechtfertigt die Taten damit, dass auch der islamische Prophet Mohammed in Mekka Götterbilder beseitigt habe.

Immer wieder Kunstschätze zerstört

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Im Islam ist die Anbetung von Götterbildern verboten. Die Dschihadisten machten in den vergangenen Monaten im Irak und Syrien wiederholt Schlagzeilen mit der Zerstörung von antiken Kunstschätzen, islamischen Heiligengräbern und den Heiligtümern religiöser Minderheiten wie der Jesiden und Christen.

Nach Einschätzung von Experten handelt es sich bei den zerstörten Statuen teils um Originale oder um Rekonstruktionen anhand von Fragmenten, teils um Kopien von Originalen. Demnach stammten die Statuen aus der Epoche der Assyrer oder der Parther mehrere Jahrhunderte vor Christus. Die Dschihadisten hatten Mossul und die umliegenden Provinzen bei einer Blitzoffensive im Sommer in ihre Gewalt gebracht. Seitdem sollen sie zahlreiche Kunstschätze aus Museen und Ausgrabungsstätten entwendet und verkauft haben, um ihren Kampf zu finanzieren.

UNESCO will Krisensitzung

Nach der Zerstörung von antiken Kulturschätzen durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Nordirak hat die UN-Kulturorganisation Unesco eine Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. "Dieser Angriff ist weit mehr als eine kulturelle Tragödie - dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und den Konflikt im Irak befördert", erklärte die Unesco-Direktorin Irina Bokov. Sie habe daher eine Krisensitzung des Sicherheitsrats zu der Zerstörung des irakischen Kulturerbes als Bestandteil der Sicherheit des Landes beantragt.