Politik/Ausland

Aleppo: Tausende warten auf Evakuierung

Die Evakuierung der syrischen Metropole Aleppo geht den Vereinten Nationen zufolge heute Donnerstag weiter, kommt aber schleppend voran. "Etwa 300 Privatfahrzeuge sind in der Nacht und am Morgen losgefahren", sagte ein UNO-Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters aus Syrien. Noch immer harrten Tausende Zivilisten und Kämpfer im Osten der Stadt aus, sagte ein Sprecher der Rebellen der Nachrichtenagentur Reuters. In der Nacht und in der Früh hätten weitere 20 Busse und mehr als 600 Privatfahrzeuge die Stadt verlassen.

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Beide Seiten machten sich in den vergangenen Tagen gegenseitig für die jüngsten Verzögerungen verantwortlich. Zudem weisen Rebellen auf einen Schneesturm im Norden Syriens hin. Helfer vor Ort berichten von Menschen, die stundenlang bei Eiseskälte in ungeheizten Bussen warten müssen.

UNO widerspricht Beobachtungsstelle

Am Mittwochabend hatte es widersprüchliche Angaben zum Stand der Evakuierung gegeben. Die oppositionsnahe "Beobachtungsstelle für Menschenrechte" meldete, die letzten Aufständischen hätten die Stadt verlassen. Die UNO hatte dies jedoch ausdrücklich nicht bestätigt. Nach dem Abzug der letzten Rebellen soll die Armee einrücken, ein Sieg für Präsident Bashar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg.

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Die Evakuierung solle noch im Laufe des Tages abgeschlossen werden, sagte Ahmad Karra Ali von der Rebellengruppe Ahrar al-Scham. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach davon, dass die Evakuierung in "ein bis zwei Tagen" beendet sein werde. Die Einwohner Ost-Aleppos wurden gemäß einer Übereinkunft in von Aufständischen gehaltene Gebiete weiter westlich gebracht.

Die Busse mit den Menschen aus den Rebellenvierteln trafen am Mittwoch Nachmittag nach und nach im Stadtbezirk Ramussa ein. Die Insassen hatten viele Stunden bei Minus-Temperaturen ohne Heizung in den Bussen verbracht. Sie hätten keine Getränke und keine Nahrung erhalten, sagte al-Dbis.

Iran fordert Evakuierung von Fua und Kafraja

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Der mit dem syrischen Staatschef Bashar al-Assad verbündete, mehrheitlich schiitische Iran machte sich unterdessen dafür stark, im Gegenzug zur Evakuierungsaktion in Ost-Aleppo die beiden belagerten Ortschaften Fua und Kafraja in der von bewaffneten Gruppen kontrollierten nordwestlichen Provinz Idlib zu evakuieren. Aus Kreisen der syrischen Armee hieß es, mehr als 1.700 Menschen warteten darauf, die beiden mehrheitlich von Schiiten bewohnten Orte verlassen zu können. Im Laufe des Tages setzten sich vier Busse mit Einwohnern der beiden Ortschaften in Bewegung.

Nach Angaben des an den Evakuierungen beteiligten Internationalen Komitees vom Roten Kreuz verließen bislang mindestens 25.000 Menschen Ost-Aleppo, das bewaffnete Gruppen seit 2012 gehalten hatten. Syrische Regierungssoldaten hatten den Osten der nordsyrischen Großstadt in der vergangenen Woche nach einer von der russischen Luftwaffe unterstützten Offensive eingenommen.