Politik/Ausland

Schwere Zusammenstöße bei Protesten in Barcelona

Bei Protesten am Flughafen von Barcelona nach der Verurteilung von neun Anführern der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung sind 75 Menschen verletzt worden. Das gaben die Rettungsdienste des Flughafens am Montagabend bekannt, ohne Angaben zur Schwere der Verletzungen zu machen.

Insgesamt waren Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie versammelten sich unter anderem auf der zentralen Plaça de Catalunya sowie auf der Plaça Sant Jaume vor dem Sitz der Regionalregierung und forderten die Freilassung der "politischen Gefangenen".

Die Demonstranten am Flughafen hatten versucht, Teile des Airports El Prat lahmzulegen und die Zugangswege zu blockieren und sich dabei heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Sie bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen und Mülleimern, die Polizei setzte Schlagstöcke ein. Nach Angaben des Flughafenbetreibers Aena wurden 110 Flüge gestrichen.

Hohe Haftstrafen

Zuvor hatte das Oberste Gericht Spaniens neun von zwölf angeklagten katalanischen Unabhängigkeitsführern wegen "Aufruhrs" und Veruntreuung öffentlicher Gelder zu 9 bis 13 Jahren Haft verurteilt. Den Angeklagten wurde vorgeworfen, im Oktober 2017 ein von der spanischen Justiz als illegal eingestuftes Unabhängigkeitsreferendum organisiert zu haben. Die höchste Strafe erhielt der frühere katalanische Vize-Regionalpräsident Oriol Junqueras mit 13 Jahren Haft.

Die Urteile lösten heftige Proteste in Barcelona aus, tausende Menschen zogen auf die Straßen. Aufgebrachte Unabhängigkeitsbefürworter blockierten Straßen und Gleise und marschierten zum Flughafen, um diesen ebenfalls zu blockieren. Bereits im Vorfeld hatten Aktivisten für den Fall einer Verurteilung eine Kampagne des "zivilen Ungehorsams" angekündigt. Die Zentralregierung verstärkte daraufhin die Polizeipräsenz in der Region.

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Am Nachmittag marschierten Demonstranten zum Flughafen, um ihn zu blockieren. Auf Bildern war zu sehen, wie Polizisten Schlagstöcke gegen Kundgebungsteilnehmer einsetzten und Demonstranten am Boden festhielten. Hunderte Protestierende hatten die Sicherheitskräfte zuvor mit Steinen und Mülleimern beworfen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Auch in den nächsten Tagen werden zahlreiche Proteste erwartet.

Ex-Regionalpräsident fordert Gewaltlosigkeit

Der ins Exil geflohene ehemalige katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont bezeichnete die Urteile bei einem öffentlichen Auftritt in Brüssel als "ungerecht" und "unmenschlich". Jegliche Reaktion darauf müsse aber "demokratisch und gewaltlos sein". Die anstehenden Parlamentswahlen am 10. November sollten dazu genutzt werden, eine "massive und durchschlagende Antwort" zu senden, forderte der Katalane.

Gegen Puigdemont wurde am Montag erneut ein internationaler Haftbefehl erlassen. Er wird wegen "Aufruhrs" und der Veruntreuung öffentlicher Gelder gesucht. Der damalige Regionalpräsident hatte nach dem Referendum die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien erklärt. Durch seine Flucht nach Brüssel entzog er sich aber der Strafverfolgung in Spanien.

Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez hofft, das Ende des Gerichtsprozesses könne dem Dialog mit den Unabhängigkeitsbefürwortern neuen Antrieb geben. In einer Fernsehansprache rief Sánchez am Montag dazu auf, "ein neues Kapitel" aufzuschlagen, betonte aber auch, dass niemand über dem Gesetz stehe.

Die Partei von Junqueras, die Republikanischen Linken Kataloniens (ERC), betonte jedoch, ohne eine "Amnestie" für die "politischen Gefangenen und Exilanten" sei ein Dialog unmöglich.