Politik/Ausland

Schockierender Freitod wegen Zwangsehe

Amina al-Filali war erst 16 Jahre alt, als sie vergangene Woche ihrem Leben mit Rattengift ein Ende setzte. Sie war zuvor gezwungen worden, ihren Vergewaltiger zu heiraten. Ihr tragischer Fall wird jetzt in marokkanischen Internetforen breit und hoch emotional diskutiert. Von Facebook über Twitter, aber auch in arabischen Massenmedien.

Nach den Unruhen des Arabischen Frühlings, die in Marokko eher verhalten ausgefallen sind, droht der Monarchie jetzt eine neue Protestwelle – und wieder gibt ein verzweifelter Selbstmord Anlass. Schon für Donnerstag rief die Demokratische Liga für Frauenrechte zu einer Protestaktion vor dem Familiengericht in Larache.

Das Gericht hatte die Ehe der jungen Frau mit einem Mann, der sie als 15-Jährige vergewaltigt hatte, mehr oder weniger angeordnet. Dadurch war der Täter einer Verurteilung von bis zu zehn Jahren Gefängnis entgangen. Der Ehe hatte er anscheinend nur deswegen zugestimmt.

Keine Seltenheit

Derartige Eheschließungen sind keine Seltenheit. Denn der Verlust der Jungfräulichkeit eines weiblichen Familienmitglieds wird in konservativ-islamischen Kreisen als Schande für die gesamte Familie gewertet, die nur durch eine Heirat verwischt werden kann. Zudem liegt bei Verfahren wegen Vergewaltigung die Beweislast vor allem auf der Seite des Opfers, das im schlimmsten Fall im Gegenzug mit einer Anklage des Täters wegen Verleumdung rechnen muss.

Laut dem Vater von Amina al-Filali hatte der Richter in diesem Fall zu einer Heirat gedrängt. "Geh doch und mach den Heiratsvertrag", soll er dem Vergewaltigungsopfer gesagt haben. Das war vor mehr als fünf Monaten. Seither litt das Mädchen nach Angaben ihrer Eltern unter Schlägen und Misshandlungen ihres ungeliebten Mannes. Bis sie am Ende zum Gift griff.