Saudi-Arabien will Truppen in Syrien
Von Armin Arbeiter
Die Terrormiliz "Islamischer Staat (IS)" steht in Syrien und im Irak mit dem Rücken zur Wand. Irakischen Medienberichten zufolge haben die Dschihadisten ihre Kommandozentrale von ihrer langjährigen Hauptstadt Rakka in eine westirakische Stadt verlegt. Rakka wird zunehmend von den mehrheitlich kurdischen Milizen der "Syrisch demokratischen Kräfte (SDF)" eingekesselt und von allen Versorgungslinien abgeschnitten. Fällt die Stadt, bleibt dem IS nicht mehr viel im syrischen Staatsgebiet – im Norden sind türkische Truppenverbände gemeinsam mit syrischen Rebellen im Begriff, den strategisch wichtigen Ort al-Bab einzunehmen.
Sunniten gegen Schiiten
Das wird noch lange nicht das Ende der Institution IS bedeuten und vor allem nicht das Ende des syrischen Bürgerkriegs. Zu vielschichtig ist dieser Konflikt, zu viele Parteien nehmen daran Teil – und es könnten bald mehr werden: Der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir sagte der Süddeutschen Zeitung, dass sein Land dazu bereit wäre, zusammen mit den USA Spezialeinheiten nach Syrien zu schicken.
US-Präsident Donald Trump hatte vor ein paar Wochen seinen Verteidigungsminister James Mattis damit beauftragt, die Möglichkeiten eines Syrien-Einsatzes zu überprüfen.
Ein Engagement Saudi-Arabiens wäre nicht ganz uneigennützig, wie auch Jubeirs Aussage zeigt: "Die grundlegende Idee ist, Gebiete vom IS zu befreien, aber gleichzeitig sicherzustellen, dass sie nicht an Hisbollah, Iran oder an das Regime fallen", sagte er im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
Das sunnitische Saudi-Arabien befürchtet nämlich, dass der schiitische Iran über Irak und Syrien eine direkte Versorgungslinie zur radikalen Hisbollah-Miliz im Libanon errichten könnte. Das iranische Militär, sowie dutzende schiitische Milizen unterstützen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad und gewinnen auch im Irak immer mehr an Einfluss. Die Offensive gegen die IS-Stadt Mossul wäre ohne den Iran und die Milizen undenkbar.
Bereits in der Vergangenheit hatte Saudi-Arabien Rebellengruppen und Islamisten finanziell unterstützt, es reißen auch Gerüchte nicht ab, wonach einflussreiche saudische Ölscheichs den IS großzügig gefördert hätten. Für Jubeir ist es wichtig, dass Assad als Präsident zurücktritt: "Er ist verantwortlich für 600.000 Tote, zwölf Millionen Flüchtlinge und die Zerstörung seines Landes", bekräftigte er. Jubeir kann sich nicht vorstellen, dass ein Frieden mit Assad möglich wäre. Wer für Frieden sorgen könnte, sagt er jedoch auch nicht.
Am Donnerstag sollen bei einer neuen Runde der Friedensverhandlungen in Genf neue Lösungen gefunden werden. UN-Sondergesandter Steffen de Mistura wird diese leiten.