Prominenter US-Reporter in Russland festgenommen: Vorwurf Spionage
Von Konrad Kramar
Evan Gershkovich, ein Korrespondent des Wall Street Journal, der seit sechs Jahren in Moskau lebt, wurde in Jekaterinburg wegen des Verdachts der Spionage festgenommen.
Der FSB glaubt, dass der Journalist "von den Vereinigten Staaten beauftragt wurde, Informationen über ein Unternehmen des russischen militärisch-industriellen Komplexes zu sammeln, die Staatsgeheimnisse darstellen".
"Sieht nach Geiselnahme aus"
"Das ist natürlich ein Schock. Wir müssen abwarten, was der FSB konkret vorwirft, aber es sieht so aus, als ob eine Geiselnahme stattgefunden hat.", so die Einschätzung der Analystin Tatjana Stanowaja, die bestens mit dem Kreml vernetzt ist.
Recherche über Wagner
Laut lokalen Medienberichten war Gershkovich in Jekaterinburg, um über Russlands Krieg in der Ukraine und die Wagner-Söldnergruppe zu berichten. Während die Mehrheit der in Russland tätigen unabhängigen Journalisten im vergangenen Jahr nach der Verabschiedung harter Zensurgesetze aus dem Land floh, arbeiten einige ausländische Journalisten weiterhin im Land.
Ein russischer PR-Experte sagte am Donnerstag in Telegram, er habe über Nacht einen Anruf von einem Mitarbeiter des Wall Street Journal erhalten, der Gershkovich nicht erreichen konnte. Der erfahrene Journalist Dmitry Kolezev aus Jekaterinburg, der im Ausland lebt, sagte am Donnerstag, dass zwei seiner Quellen Gershkovichs Inhaftierung bestätigt hätten. Er ist überzeugt, dass der Grund die Rechereche des US-Kollegen war.