Politik/Ausland

Russisches TV eröffnet Propagandaschlacht

Es sei "schwierig, etwas zu bombardieren, was eigentlich gar nicht existiert." Nach russischen Erkenntnissen, so Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, befinde sich die Freie Syrische Armee (FSA) als kämpfende Einheit seit geraumer Zeit in Auflösung. Auch westliche Meldungen zu getöteten Zivilisten bei den Angriffen der russischen Luftwaffe in Syrien, mit denen er beim Pressebriefing konfrontiert wurde, bezeichnete er als Provokation. Es handle sich um Fälschungen, die vor Beginn der Operation geplant und "mit der heißen Nadel zusammengeschustert" worden seien.

Ähnlich hatte sich schon Wladimir Putin am Freitag bei einem Treffen mit seinem Beirat für Menschenrechte geäußert. Dennoch werde man den Vorwürfen nachgehen. Gemeint war auch ein Appell, mit dem die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Türkei, Saudi-Arabien und Katar von Russland die Einstellung der Angriffe auf Stellungen von Assad-Gegnern verlangen. Das Papier, rügte der Kremlchef, enthalte indes weder konkrete Koordinaten noch Zeiten.

Entschieden besser präpariert zu beiden Punkten war das russische Staatsfernsehen bei seiner Blütenlese zu Fälschungen Sonntagabend. Demzufolge wurde ein Video, das auch auf westlichen TV-Kanälen lief und angeblich zeigt, wie russische Jets Bomben über der syrischen Stadt Homs abwerfen, am 8. August 2014 bei einem Angriff Israels im Gaza-Streifen gedreht. Von dort sollen auch mehrere Fotos getöteter Zivilisten stammen, die beim Kurznachrichtendienst Twitter gepostet wurden. Andere seien zwar in den Städten Homs und Hama gemacht worden, aber schon am 30. April 2014.

FSA-Ruf nach Russland

Ein Video, das angeblich den Abschuss eines russischen Kampfjets zeigt und von der syrischen Opposition gepostet wurde, verschwand dagegen noch bevor Moskau zum Verlust Stellung nehmen konnte. Die YouTube-Community hatte es als plumpe Fälschung entlarvt.

Sogar die deutsche BILD-Zeitung sei einer Fälschung aufgesessen, glaubt der russische Sender. Das Foto eines verwundeten Mädchens zu einem Text über zivile Opfer nach russischen Luftschlägen sei am 25. September – fünf Tage vor dem ersten russischen Angriff – in der Stadt al-Rastan gemacht worden.

Zugleich berichteten russische Medien am Montag über den angeblichen Zerfall der FSA. FSA-Gruppen aus dem Norden Syriens hätten zusammen mit kurdischen YPG-Milizen um russische Militärhilfe und Luftunterstützung in ihrem Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) gebeten. Zugleich wurde Syriens Präsident Assad mit den Worten zitiert, er sei zum Rücktritt bereit, sollte das die Krise in Syrien lösen.

Der IS setzte indes die Zerstörung der antiken Stadt Palmyra fort. Am Montag wurde bekannt, dass der für die Stadt ikonenhaften Triumphbogen gesprengt wurde.