Politik/Ausland

Unklarheit über Evakuierung Aleppos; Explosion in Damaskus

Laut dem russischen Verteidigungsministerium haben alle Zivilisten und die meisten Rebellen den Osten der syrischen Metropole Aleppo verlassen. Die Nachrichtenagentur Tass meldete am Freitag unter Berufung auf einen Ministeriumssprecher, mehr als 3.400 Kämpfer der moderaten Opposition hätten ihre Waffen niedergelegt. Die Einnahme Aleppos bereite den Weg für eine friedliche Lösung des Konfliktes.

Rebellenvertreter widersprachen den russischen Angaben. Die Evakuierung sei bei weitem nicht abgeschlossen. Nur die Verletzten und einige Zivilisten hätten den Stadtteil verlassen, sagte ein Sprecher der Gruppe Fastakim. Das mit Russland verbündete syrische Regime erklärte, die Evakuierung werde weitergehen, sobald die Rebellen den Abtransport von Verwundeten aus den von ihnen belagerten schiitischen Dörfern al-Foua und Kefraya in der Region Idlib zuließen. Das sagte ein syrischer Funktionär laut der Nachrichtenagentur Reuters.

Gegenseitige Vorwürfe

Die Evakuierung Aleppos war erst am Donnerstag angelaufen. Am Freitag wurde die Aktion für beendet erklärt - Regime und Rebellen machten sich gegenseitig Vorwürfe über eine Verletzung der Bedingungen für den Abzug.

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Nach Angaben des UNO-Sonderbeauftragten Staffan de Mistura halten sich noch zehntausende Menschen in der umkämpften Stadt auf. Ein Konvoi aus Ost-Aleppo wurde am Freitag in die Rebellen-Enklave zurückgeschickt. Das syrische Staatsfernsehen meldet, mehr als 40 Busse und Autos seien auf dem Rückweg.

Wegen einer monatelangen Blockade durch das Regime ist die humanitäre Lage in den Rebellengebieten nach Angaben von Hilfsorganisationen katastrophal. Es fehlt akut an Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Versorgung. Die Menschen leiden unter dem kalten Winterwetter.

Friedensgespräche sollen in Kasachstan stattfinden

Russland und die Türkei arbeiten inzwischen gemeinsam an neuen Syrien-Friedensgesprächen in Kasachstan. Nach dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bekräftigte am Freitag in Ankara auch der türkische Außenminister Mevlut Cavusolgu, man wolle die syrische Opposition und Regimevertreter bei Gesprächen zu einem syrien-weiten Waffenstillstand bewegen (mehr dazu hier).

Ein führender Verhandler der Rebellen betonte umgehend die Bereitschaft zur Teilnahme. "Wenn es die Absicht zu einer echten und wahrhaftigen politischen Lösung für eine Übergangsregierung mit voller exekutiver Gewalt gibt, dann unterstützen wir diese politische Lösung", sagte der Oppositionsführer Riyad Hijab.

Damaskus: 7-Jährige mit Sprengstoffgürtel

Unterdessen sind in der syrischen Hauptstadt Damaskus mehrere Menschen bei einer Explosion verletzt worden. Laut einer regierungsnahen Zeitung ist ein siebenjähriges Mädchen mit einem Sprengstoffgürtel in eine Polizeiwache geschickt und in die Luft gesprengt worden. Durch die Fernzündung des Sprengstoffgürtels seien am Freitag drei Polizeibeamte verletzt worden, berichtete die Zeitung Al-Watan. Es wäre der erste derartige Anschlag in Syrien. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starb bei der Explosion "eine Frau".

Al-Watan berichtete auf ihrer Facebook-Seite unter Berufung auf vorläufige Ermittlungen der Polizei, eine Siebenjährige, die sich scheinbar verlaufen habe, habe auf der Wache im Viertel Midan darum gebeten, die Toilette benutzen zu dürfen. Dort sei ihr Sprengstoffgürtel gezündet worden, schrieb die regierungsnahe Zeitung. Sollte der Bericht zutreffen, wäre es das erste Mal, dass in Syrien ein Kind für einen Anschlag mit einem Sprengstoffgürtel missbraucht wurde.

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Die Beobachtungsstelle bestätigte eine Explosion in Midan, bei der eine Frau gestorben sei. Die oppositionsnahe Organisation mit Sitz in Großbritannien war aber nicht in der Lage zu sagen, ob es sich dabei um eine Selbstmordattentäterin oder eine Unbeteiligte handelte. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Aktivisten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Damaskus steht unter der Kontrolle Assads, Anschläge kommen in der syrischen Hauptstadt selten vor. Gelegentlich ist sie aber das Ziel von Granatenangriffen von Rebellen, die im Zuge des syrischen Bürgerkriegs Ortschaften im Umland von Damaskus eingenommen haben.