Der alte Mann und die Macht
Von Walter Friedl
Der ewige Diktator lässt sich feiern, wieder einmal – heute zu seinem runden Geburtstag: 90 Jahre alt wird Simbabwes Präsident Robert Mugabe am Freitag, das südafrikanische Land regiert er seit fast dreieinhalb Jahrzehnten mit eiserner Faust. Und es gibt nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass der alte Mann und die Macht demnächst getrennte Wege gehen könnten.
Selbst periodisch aufkochende Gerüchte über seinen Gesundheitszustand wischt der Ex-Jesuiten-Zögling mit dem ihm eigenen Humor weg: "Ich bin schon oft gestorben, deshalb bin ich Christus überlegen: Er ist nur einmal gestorben und wiederauferstanden." Auch politisch ist "Comrade Bob", wie Mugabe von seinen Anhängern seit dem Unabhängigkeitskampf genannt wird, wieder obenauf. Im Vorjahr hatte er die umstrittene Wahl gewonnen und wurde zum siebenten Mal Staatspräsident. Die lästige Koalition mit seinem Widersacher Morgan Tvansgirai, in die ihn nach schweren Unruhen die Nachbarstaaten 2008 gezwungen hatten, ist vorbei. Die Generalversammlung der Afrikanischen Union wählte Mugabe zum Vize-Vorsitzenden. Und jüngst lockerte die EU die zwölf Jahre alten Sanktionen gegen das Regime.
Allerdings dürfen Mugabe und seine Frau Grace, 48, weiterhin nicht in die EU einreisen. Der 90-Jährige wird es aber trotzdem tun, und zwar ganz legal: Denn am 2. und 3. April lädt die EU alle afrikanischen Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel nach Brüssel. Hiefür ist der Bann aufgehoben.
Selbstdarsteller
Mugabe wird sich diese internationale Bühne nicht entgehen lassen – so wie er auf keine Form der Selbstdarstellung verzichtet. Die alljährlichen Geburtstagsfeiern in einem Stadion der Hauptstadt Harare zählen zum Pompösesten, was das Land zu bieten hat. Im Vorjahr huldigten 60.000 Menschen dem Jubilar. Kosten der Party: 600.000 Dollar.
Und dies in einem bettelarmen Land, das "Comrade Bob" 1980 zwar in die Unabhängigkeit geführt hat, zuletzt aber auch in den De-facto-Bankrott. Früher als Kornkammer Afrikas bezeichnet, die Agrargüter exportierte, sind laut UN-Angaben 2,2 der zwölf Millionen Simbabwer auf Lebensmittelhilfe angewiesen, auf dem Land ist es jeder Vierte. Hauptverantwortlich dafür war das Kesseltreiben des Despoten nach dem Jahr 2000 gegen die rund 4000 weißen Farmer, die daraufhin größtenteils ihre Heimat verließen. Die Folge: Die Produktion brach zusammen. Insgesamt schrumpfte die simbabwische Wirtschaft in nur einem Jahrzehnt um ein Drittel.
Zwar bewahrten Finanzspritzen aus China das Land vor dem Kollaps, und die Erlöse aus den Diamantfeldern von Marange – einer der reichsten Vorkommen der Welt – spülen frisches Geld in die maroden Staatskassen. Doch diese Einnahmen landen primär in den Taschen der Günstlinge des Regimes.
Das bittere Resümee des EU-Botschafters im benachbarten Südafrika: "Simbabwe ist ökonomisch am Ende", so Roeland van de Geer, "und es wird alles noch viel schlechter werden."