Putins Biker-Gang sorgt für politischen Krach in der Slowakei
Von Konrad Kramar
Für die slowakische Polizei ist es eine harmlose Ausstellung "historischer Exponate", für Staatspräsident Andrej Kiska dagegen eine Bedrohung durch die "Werkzeuge" des Putin-Regimes. Die russische Nationalisten-Motorrad-Gang Nachtwölfe sorgt für politischen Krach in der Slowakei. Die liberalen Medien empören sich geschlossen über "Putins Kinder", die in der Slowakei ihr Quartier aufschlagen wollten.
Panzer und Militärfahrzeuge
Im Brennpunkt der Empörung steht ein Gelände in dem kleinen Dorf Dolni Krupa in der Nähe von Trnava in der Westslowakei. Besitzer ist ein slowakischer Unternehmer, der dort eine ganze Reihe alter Militärfahrzeuge geparkt hat und dazu eine große Sammlung diverser Militaria aus dem Kalten Krieg. Josef Hambalek ist slowakisches Mitglied der Nachtwölfe, der mit ihnen auch schon quer durch Europa unterwegs war. Brisant wurde die Sache erst dadurch, dass dort vor zwei Wochen eine ganze Abordnung der russischen Nachtwölfe anrollte, inklusive ihres Chefs Alexander Sergejewitsch Saldostanow. Der verkündete vor Ort dann die Pläne seiner Nachtwölfe, in Dolni Krupa ihr europäisches Hauptquartier zu gründen. Schließlich veranstaltet die von Präsident Putin seit Jahren öffentlich hofierte Motorrad-Gang regelmäßig Touren quer durch Europa, so auch durch Österreich. Unterwegs macht man dann mit russischen Fahnen und nationalistischen Parolen auf sich aufmerksam, so etwa dass die Halbinsel Krim im Schwarzen Meer - nach internationalem Recht Teil der Ukraine - auf ewig russisch bleiben werde.
Proteste von Nachtwölfe-Fans
Die wachsende Empörung in den Medien brachte aber auch die Anhänger der Nachtwölfe auf den Plan. Vor wenigen Tagen rollten vor der russischen Botschaft in Bratislava etwa 150 Fans der Nachtwölfe auf schweren Maschinen an, um ihre Unterstützung für die Motorrad-Gang zu demonstrieren. Auch Politiker, wie etwa der slowakische Expremier Jan Carnogursky, erklärten sich mit Putins liebster Motorrad-Gang überraschend solidarisch.
Schießt eh nicht mehr
Die Polizei versucht die ganze Angelegenheit abzuwiegeln. Man kontrolliere das Gelände ständig und auch die dort gelagerten Fahrzeuge und Materialien. Es handle sich aber allesamt um "ausrangierte Fahrzeuge, die nicht mehr zum Schießen tauglich" seien. Den slowakischen Staatspräsidenten Andrej Kiska dagegen, politisch kein Freund der Russen, beruhigen solche Stellungnahmen keineswegs. Er heizte mit seiner Stellungnahme die Debatte nun weiter an. "Es handelt sich nicht um irgendwelche Motorrad-Liebhaber, sondern um das Werkzeug eines Regimes, das in der Vergangenheit an der Besetzung eines Teils eines Nachbarlandes beteiligt war", spielte der Unternehmer und bürgerliche Politiker auf die Annexion der Krim an.