Politik/Ausland

Putin: Krisentreffen und Krankheitsgerüchte

Er pflegt gerne und für alle gut sichtbar das Image der Sportskanone. Zu Pferd, beim Fischen, als Judoka oder im Hängegleiter – das Letzte, das Wladimir Putin gebrauchen kann, sind Berichte über seine anscheinend angeschlagene Gesundheit. Und genau solche machen derzeit massiv die Runde in russischen und internationalen Medien.

Erst eine Pressekonferenz mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, die Putin ungewöhnlicherweise im Sitzen absolvierte, dann ein für Dezember anberaumter Besuch von Japans Ministerpräsident Yoshihiko Noda, der nach Angaben aus Tokio aus gesundheitlichen Gründen seitens Putins verschoben wurde. Aus dem Kreml gab es zu den Gerüchten um den 60-jährigen Präsidenten nur Dementis. Allein Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko gab einen Hinweis, was passiert sein könnte: Er deutete an, dass sich Putin beim Judo den Rücken verrenkt habe.

Am Montag nahm der Kremlchef allerdings dann doch einen Termin wahr, der sich so ganz und gar nicht verschieben hätte lassen. Er reiste zu Gesprächen in die Türkei nach Istanbul. Zu Krisengesprächen. Er traf Premier Recep Tayyip Erdogan.

Energieabkommen

Das Treffen verlief betont freundschaftlich. Auf der Agenda standen der Krieg in Syrien sowie Energiefragen. Letztlich ging es auch um die Erweiterung der wirtschaftlichen Beziehungen, woran vor allem die Türkei Interesse hat. Elf neue Abkommen wurden gestern unterzeichnet. Ziel ist die Verdreifachung des Handelsvolumens auf umgerechnet 77 Milliarden Euro.

Syrien

Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Situation in Syrien blieben hingegen trotz dreistündiger Gespräche bestehen. Moskau hat strategische Interessen in der Region, die jenen Ankaras diametral entgegenstehen. Während Russland dem syrischen Regime nach wie vor Rückendeckung bietet, unterstützt die Türkei die Rebellen gegen Assad. Erst im Oktober hatte die Türkei ein aus Russland kommendes Flugzeug abgefangen und zur Landung gezwungen, das laut türkischen Angaben Kommunikationsequipment für die syrischen Streitkräfte an Bord gehabt hatte. Sowohl Damaskus als auch Moskau dementierten damals.

Für Unmut auf russischer Seite hatte zuletzt das türkische Ansuchen bei der NATO um die Stationierung von Patriot-Abfangraketen entlang der Grenze zu Syrien gesorgt, nachdem es dort zu mehreren Zwischenfällen gekommen war. Ankara spricht im Zusammenhang mit der Stationierung von NATO-Patriots von einer rein defensiven Maßnahme, Moskau äußerte Bedenken, dass der Schritt zur weiteren Destabilisierung der Region führen könnte.
Während sich Putin und Erdogan über Syrien unterhielten, verbreitete sich eine beunruhigende Meldung: Laut US-Regierungskreisen laufen Vorbereitungen für einen möglichen Einsatz von Chemiewaffen, berichtete AFP: Angeblich sollen in Syrien Chemikalien gemischt werden, die für das Nervengas Sarin benötigt werden.