Politik/Ausland

Protest nach Festnahme von Greenpeace-Aktivisten

Die russische Küstenwache hat ein Greenpeace-Schiff in der Arktis nach Angaben der Umweltschützer gestürmt. Die Umweltorganisation hatte mit der "Arctic Sunrise" gegen Ölbohrungen in der Region protestiert. Bewaffnete hätten sich von einem Hubschrauber des Inlandsgeheimdienstes FSB, der für den Grenzschutz zuständig ist, abgeseilt, hatte ein Besatzungsmitglied zuvor getwittert. "Es ist ziemlich beängstigend. Laute Schläge. Russische Schreie. Sie versuchen noch immer, die Tür einzutreten", lautete ein Eintrag bei dem Kurznachrichtendienst. Das Schiff habe sich in internationalen Gewässern befunden, betonte Greenpeace und zeigte sich "sehr besorgt".

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Besatzungsmitglieder hätten auf dem Deck knien müssen und seien von Grenzsoldaten mit Waffen bedroht worden, teilte Greenpeace am Donnerstag mit. Die Soldaten stürmten den Angaben nach die Brücke, kappten die Kommunikation des Schiffes und nahmen die 30 Umweltschützer fest. Diese hatten zuvor mit ihrem Schiff an einer Bohrplattform des russischen Ölkonzerns Gazprom gegen Ölförderung in der Arktis protestiert. Sie wollten offenbar auch die Plattform erklimmen. Bereits während dieser Aktion hatte die Küstenwache elf Warnschüsse in Richtung des Greenpeace-Schiffes abgefeuert.
Das Außenministerium in Moskau bestellte nach dem Vorfall den niederländischen Botschafter ein, da die "Arctic Sunrise" unter niederländischer Flagge fuhr. Die Umweltschützer hätten "provozierend und lebensgefährdend eine ökologische Katastrophe in Kauf genommen", teilte die Behörde mit.
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Greenpeace wies die Vorwürfe zurück. Die Küstenwache halte entgegen internationalen Rechts weiter die beiden Aktivisten fest, ohne ihnen konkrete Vorwürfe zu machen, teilte die Organisation mit. Greenpeace wirft Russland vor, das ökologisch sensible Gebiet mit den Bohrungen nach Erdöl zu gefährden.

Proteste

Für Freitag riefen die Umweltschützer zu Protesten vor russischen Botschaften in aller Welt auf. Vor der Gazprom-Zentrale in Moskau demonstrierte Greenpeace für die Freilassung seiner Mitglieder. Auch in Berlin und Wien kam es zu Demos. "Unsere Kollegen werden gegen ihren Willen in internationalem Gewässer von der Küstenwache festgehalten. Das ist willkürliche Gewalt", so Lukas Meus, Arktis-Sprecher von Greenpeace, in einer Aussendung. "Wir fordern die russische Regierung auf, die Arctic Sunrise und ihre Besatzung sofort freizulassen und die gefährliche Ölförderung in der Arktis zu stoppen."

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Die "Arctic Sunrise" war zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in der russischen Arktis unterwegs. Bereits Ende August war das Schiff von der russischen Küstenwache vertrieben worden. Dagegen legte die niederländische Regierung offiziell Protest ein. Auch jetzt hat die niederländische Regierung eine Erklärung für das unangemessene Verhalten der russischen Küstenwache in internationalen Gewässern gefordert.