Politik/Ausland

Rumänien: Außenseiter Johannis schlägt Ponta

Der deutschstämmige Klaus Johannis (Iohannis) hat laut ersten Hochrechnungen überraschend die Präsidentenwahl in Rumänien gewonnen. Der bürgerliche Politiker kam auf 55,79 Prozent der Stimmen und besiegte damit seinen sozialistischen Rivalen, den Premier Victor Ponta. Das erklärte das zentrale Wahlbüro in der Nacht zum Montag nach Auszählung der Stimmzettel in einem Drittel der Wahllokale.

"Das Volk hat immer Recht"


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Zu ähnlichen Ergebnissen waren die Parteien der beiden Kandidaten bei ihren parallel laufenden Auszählungen gekommen. Rumänien bekommt hiermit erstmals einen gewähltes Staatsoberhaupt, das einer nationalen Minderheit angehört. Ponta räumte seine Niederlage am Abend ein und gratulierte Johannis. "Das Volk hat immer Recht", sagte er. Zugleich schloss Ponta einen Rücktritt als Ministerpräsident, wie er von Tausenden Demonstranten nach Schließung der Wahllokale in mehreren Städten Rumäniens gefordert wurde, aus.

Der Sieger Johannis feierte am Bukarester Universitätsplatz mit einem Bad in der Menge tausender jubelnder Anhänger. "Wir haben uns das Land zurückgeholt", jubelte Johannis. Mit seiner erfolgreichen Arbeit als Bürgermeister im siebenbürgischen Sibiu (Hermannstadt) hatte er für sich geworben. Johannis dankte insbesondere den Auslandsrumänen, die wegen der schlechten Organisation der Wahl in den Konsulaten stundenlange Wartezeiten auf sich nehmen mussten.

Überraschendes Ergebnis

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In Umfragen vor der Wahl am Sonntag hatte Ponta noch wie der sichere Sieger ausgesehen. Die Stichwahl zwischen Ponta und Johannis war notwendig geworden, nachdem im ersten Wahlgang keiner der insgesamt 14 Kandidaten eine absolute Mehrheit erreicht hatte. Ponta lag damals bei gut 40 Prozent und damit etwa 10 Prozentpunkte vor Johannis.

Die Exit Polls am Wahlabend hatten bereits auf einen überraschenden Sieg von Johannis hingedeutet. Der Abstand zwischen den beiden Kandidaten vergrößerte sich dann im Laufe der Auszählung zusehends zu Gunsten von Johannis. Zu dessen Sieg dürfte die hohe Mobilisierung der Wähler beigetragen haben. Die Wahlbeteiligung lag mit 62,04 Prozent um zehn Prozentpunkte höher als im ersten Wahlgang.

Aufregung bei Auslandsrumänen

Zudem gingen dreimal mehr Auslandsrumänen als in der ersten Runde zu den Urnen: insgesamt 476.000, nach vorläufigen Angaben des Wahlbüros. Motiviert hatte sie wohl auch die Tatsache, dass in der ersten Wahlrunde Tausende von ihnen ihre Stimme nicht abgeben konnten, weil die Konsulate den Ansturm nicht bewältigten. Die auf rund drei Millionen geschätzten Diaspora-Rumänen wählen traditionell mehrheitlich nicht links.

Daher warfen Johannis' Anhänger der Regierung vor, den Urnengang dieser Wählergruppe absichtlich erschweren zu wollen. Die letzte Präsidentenwahl 2009 hatten die Auslandsrumänen mit einem Stimmenunterschied von nur 70.000 gegen den damaligen linken Kandidaten entschieden. Insgesamt gab es 294 Wahllokale im Ausland.

Auch bei der Stichwahl am Sonntag bildeten sich vor den Wahlbüros in Paris, London, Turin aber auch in Wien erneut lange Warteschlangen. In der französischen Hauptstadt ging die Polizei vor der rumänischen Botschaft mit Tränengas gegen aufgebrachte Rumänen vor, die bei der Schließung des Gebäudes am Abend versuchten, dort einzudringen, um dort noch ihre Stimme abzugeben. In Wien verlief die Wahl trotz langer Wartezeiten für die Stimmabgabe friedlich. Die Auslandrumänen konnten bis zum Abend alle ihre Stimme abgeben.