Politische Bombe für den Nahen Osten
Von Walter Friedl
Mühsam hatten die USA Israelis und Palästinenser an den Verhandlungstisch gezerrt. Doch seit gestern ist alles ganz anders: Eine Meldung versetzt dem gesamten Prozess einen massiven Schlag, möglicherweise den Todesstoß. Denn wie der arabische Sender Al Jazzera berichtet, wurde die Freiheitsikone der Palästinenser, der 2004 verstorbene Präsident Yassir Arafat, mit Polonium vergiftet, ein politischer Mord also.
Als Täter kommen in Wahrheit nur inner-palästinensische Rivalen in Frage oder Israel. Dessen früherer Premier Olmert hatte die Ausschaltung Arafats einmal als Option bezeichnet. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen werden nicht lange auf sich warten lassen. Eine neue Gewalt-Eskalation ist wahrscheinlich.
Viel schwerer aber wiegt: Es wird sich wohl nie mehr klären lassen, wer Arafat liquidiert hat. Damit geistert er gleichsam als Untoter durch den Friedensprozess, der diesen Namen ohnehin schon lange nicht mehr verdient, und wird posthum zu einer neuen, unüberwindlichen Hürde.
Dem „Freiheitskämpfer“, dem die Mühen der Politik nicht wirklich interessierten und der sich dem Wandel zum Staatsmann verweigerte, würde das vielleicht sogar gefallen. Für die Menschen in der Region ist die spektakuläre Wende fatal.