Politik/Ausland

Polen nennt westliche Soldaten in der Ukraine "offenes Geheimnis"

Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hat es in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur als offenes Geheimnis bezeichnet, dass westliche Soldaten bereits in der Ukraine sind. "Wie Ihr Kanzler sagte, sind bereits einige Truppen aus großen Ländern in der Ukraine". Sikorski führte aus "Im Polnischen haben wir den Begriff Tajemenica Polizynela, der ein Geheimnis beschreibt, das jeder kennt."

Sikorski bekräftigte, dass Polen keine Bodentruppen in die Ukraine schicken werde und führte dafür historische Gründe an. "Die Ukraine und Polen waren 400 Jahre lang ein und dasselbe Land. Und das würde den Russen zu leichtes Propagandafutter liefern. Also sollten wir die letzten sein, die das tun", sagte er.

Er begrüßte aber den Ansatz des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die Option einer Entsendung von Bodentruppen ins Kriegsgebiet nicht vom Tisch zu nehmen. Der russische Präsident Wladimir Putin habe erst die Krim annektiert, dann einen Krieg im ostukrainischen Donbass angefangen und sei schließlich in die Ukraine einmarschiert. 

Sikorski: "Soll sich Putin Sorgen machen, was wir tun werden"

"Und wir machen uns Sorgen über die Art und Weise, wie wir dagegen vorgehen", sagte Sikorski, "ich kann Präsident Macrons strategische oder in diesem Fall taktische Logik nachvollziehen, die Erzählung umzukehren. Soll sich doch Putin darüber Sorgen machen, was wir tun werden." 

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat die Entsendung von Bodentruppen kategorisch ausgeschlossen.

Scholz hatte am 26. Februar vor Journalisten sein Nein zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine begründet und unter anderem gesagt, dass Deutschland sich nicht mit Soldaten an der Zielsteuerung beteiligen werde - weder von Deutschland aus noch vor Ort. 

Er meinte dazu: "Was an Zielsteuerung und Begleitung der Zielsteuerung vonseiten der Briten und Franzosen gemacht wird, kann in Deutschland nicht gemacht werden." Das ist von Politikern der Opposition, aber auch von einzelnen Politikern im Ausland so interpretiert worden, dass Scholz die Präsenz westlicher Soldaten in der Ukraine bestätigt habe.